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Kreator: Outcast (Deluxe Edition) (Review)
Artist: | Kreator |
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Album: | Outcast (Deluxe Edition) |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Thrash Metal |
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Label: | BMG / Noise | |
Spieldauer: | 88:21 | |
Erschienen: | 23.02.2018 | |
Website: | [Link] |
Turbulente Zeiten für KREATOR: Auch im Zuge ihres siebten Albums "Cause For Conflict" wollte sich keine Konstanz einstellen. Joe Cangelose übergab die Trommelstöcke wieder an Jügen "Ventor" Reil, und Frank Blackfire, der den nachhaltigen Durchbruch mit "Cause For Conflict" mit Mille in die Wege leitete, reichte seine Papiere ein. Der Coup: Der Schweizer Tommy Vetterli, meisterhafter Gitarrist und Klangvisionär von Coroner, wurde für "Outcast" ins Boot geholt, was sich abermals einschneidend auf den Stil der Gruppe auswirkte.
Seien wir ehrlich: Der Patient Thrash war 1997 mausetot, und auch wenn KREATOR nie auseinandergingen, handelte es sich zu jener Zeit bei ihnen nicht mehr um eine Genre-Band, aber selbst Destruction (Neo-Thrash mit "The Least Successful Human Cannonball" und ohne Label), Sodom ("Masquerade In Blood" lärmiges Gepolter und mehr Punk Death Metal als Thrash) sowie Tankard ("The Tankard" als vertonte, wenn auch gelungene Midlife Crisis) zeigten sich damals recht kopflos. Insofern muss man "Outcast" nichtmögen, seinen Schöpfern aber zweifellos Hochachtung entgegenbringen.
Während das stampfende 'Phobia' zum Szenehit wurde, der sogar die Tanzflächen eroberte und sich in der Setlist der Band gehalten hat, geriet der überwiegend im mittleren Tempobereich angesiedelte, rockige Rest weitgehend in Vergessenheit - und das zu Unrecht. "Outcast" ist KREATORs raumgreifendstes Album und klingt mit seiner warmen Produktion erdig wie luftig, sodass alle Instrumente Raum zum "Atmen" erhalten, beispielsweise Speesys Bass in 'Black Sunrise', das übrigens Milles bis dahin beste Gesangsleistung zu Gehör bringt. Hier wie im eröffnenden 'Leave This World Behind' deutet die Band bereits dorthin, wo sie dem Fass endgültig den Boden ausschlagen wird, nänlich zum Gothic-lastigen Nachfolger "Endorama", der die Fan-Basis längerfristig verprellte. Verständlicherweise, aber ebenfalls zu Unrecht.
Im Grunde wären Teile dieser Scheibe und auch von "Outcast" bereits zu "Renewal"-Zeiten vorstellbar gewesen. 'Forever' und 'Nonconformist' etwa, zwei rhythmisch raffinierte wie reduzierte Nummern, wirken wie nachträgliche Korrekturen dessen, was die Band 1992 versuchte und noch nicht zu 100 Prozent nach ihren Vorstellungen umsetzen konnte. Wenn die Scheibe also eines ist, dann professionell, und das Feeling kommt beileibe nicht zu kurz, "moderne" Klangkulisse hin oder her.
Die Deluxe-Version bietet den bejubelten Auftritt der Band beim 1998er Dynamo Open Air, eine relative Rarität in Hinblick auf die Besetzung und das gebotene Programm, denn aus jener Phase dürfte es ansonsten wenige bis gar keine professionellen Konzertmitschnitte geben. Umfassende Liner Notes und eine ansehnliche Aufmachung (2CD-Digibook oder Dreifach-LP) sind wie immer obligatorisch.
FAZIT: KREATORs achtes Album hat alles, was zeitgemäße Musik zwischen Metal und Rock braucht - denn ebendort waren die Herren angekommen. "Outcast" strotzt vor Melodien, Atmosphäre und klassischem Songwriting, kam aber wahrscheinlich einfach von der falschen Band zur falschen Zeit. Was der oberflächlich rezipierenden Fan-Welt davon erhaltenblieb, ist mit 'Phobia' ein Nerv-Gassenhauer und somit viel zu wenig. Wenn ein Werk in der Diskografie der Gruppe eine Neubewertung erfordert, dann dieses … würde die borierte Szene, die immer noch lauthals 'Flag Of Hate' grölt, ihre Scheuklappen bloß ablegen und Mille nicht immer nur sein Tagesgeschäft erledigen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Leave This World Behind
- Phobia
- Forever
- Black Sunrise
- Nonconformist
- Enemy Unseen
- Outast
- Stronger Than Before
- Ruin Of Life
- Whatever It May Take
- Alive Again
- Against The Rest
- A Better Tomorrow
- Live At Dynamo Open Air 1998:
- Intro: Dr. Wagner, Part 3
- Terror Zone
- Lost
- Leave This World Behind
- Phobia
- Black Sunrise
- Choir Of The Damned
- Pleasure To Kill
- Whatever If May Take
- Extreme Aggression
- Renewal
- Enemy Of God (Special Edition) (2006)
- At The Pulse Of Kapitulation - Live In East Berlin 1990 (2008)
- Hordes of Chaos (2009) - 9/15 Punkten
- Phantom Antichrist (2012) - 14/15 Punkten
- Dying Alive (2013)
- Love Us Or Hate Us - The Very Best Of The Noise Years 1985-1992 (2016)
- Gods Of Violence (2017) - 14/15 Punkten
- Terrible Certainty - Remastered (2017)
- Pleasure To Kill - Remastered (2017)
- Extreme Aggression - Remastered (2017)
- Endless Pain - Remastered (2017)
- Coma Of Souls (Deluxe Edition) (2018) - 13/15 Punkten
- Renewal (Deluxe Edition) (2018) - 12/15 Punkten
- Cause For Conflict (Deluxe Edition) (2018) - 13/15 Punkten
- Outcast (Deluxe Edition) (2018) - 12/15 Punkten
- London Apocalypticon - Live at the Roundhouse (2020)
- Violent Revolution (20th Anniversary Boxset) (2022)
- Hate Über Alles (2022) - 11/15 Punkten
Kommentare | |
Dietmar
gepostet am: 26.02.2018 User-Wertung: 13 Punkte |
Endlich mal einer, der diese Scheibe vernünftig bewertet. Ich bin (Essener) Fan der ersten Stunde und habe geile Konzerte mit den Jungs und ihren Erstwerken erlebt. Ich kann heute noch steil gehen auf Flag of Hate, Tormentor etc..
Aber das hält mich nicht davon ab, auch dieses Album zu mögen, da es einfach gute Musik ist, die vielleicht einfach zu wenig Gebolze und zu viel Sinn enthält, um der Hardcore-Fraktion gefallen zu können. Vielen Dank für das Review! |
Kain
gepostet am: 22.07.2019 |
Ich habe diese Scheibe von Anfang an geliebt. Es half bestimmt, dass ich kein "Fan der ersten Stunde" war und mir die früheren Werke lange nicht zugesagt habe (so weit ich sie gekannt habe). Meine Begeisterung dafür hat sich so richtig eigentlich erst mit dieser Reihe an Remasters eingestellt. Mit "Renewal" und "Cause for Conflict" habe ich aber noch immer so meine Probleme. Bei letzterem musste ich eben sogar den Namen ermitteln. Schöne Besprechung. |