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Rory Gallagher: All Around Man – Live In London (Review)

Artist:

Rory Gallagher

Rory Gallagher: All Around Man – Live In London
Album:

All Around Man – Live In London

Medium: Download/Do-CD/3-LP-Set
Stil:

Blues Rock

Label: Universal Music
Spieldauer: 108:51
Erschienen: 07.07.2023
Website: [Link]

Fragte man JIMI HENDRIX bis vor seinem Tod noch, was aus seiner Sicht ihn als besten Rock-Gitarristen der Welt ausmache, dann erwiderte dieser, dass er nicht der richtige Ansprechpartner für diese Frage ist, denn schließlich sei aus seiner Sicht RORY GALLAGHER der weltweit beste Rock-Gitarrist.
Hört man nun die Live-Aufnahmen von „All Around Man – Live In London“, allesamt bisher unveröffentlichte Live-Mitschnitte aus einer bisher nicht dokumentierten Live-Periode des irischen Ausnahmegitarristen, dann darf man dem für viele nach wie vor als besten Gitarristen der Welt geltenden Hendrix durchaus Glauben schenken. Denn diese späten Konzertaufnahmen aus dem Jahr 1990 – vereint in einer großartig klingenden 3-LP-Edition plus umfangreichem 12-seitigem LP-Booklet und drei kunstvoll gestalteten LP-Innenhüllen – beweisen, dass ein Gallagher einem Hendrix tatsächlich in nichts nachstand und wir uns auf den Terminus einigen dürfen, dass Hendrix und Gallagher die beiden besten Rock-Gitarristen der Welt sind, die noch dazu in eigener Bescheidenheit die Größe des anderen maßgeblich hervorheben.

Bisher ging man eigentlich davon aus, dass wirklich gut erhaltene Live-Aufnahmen von dem Comeback-Versuch Gallaghers, nachdem er sich gesundheitlich stark angeschlagen Ende der 1980er-Jahre zurückzogen hatte, nicht mehr vorhanden wären. Sein elftes und letztes Studio-Album „Fresh Evidence“ war infolge seiner Rückkehr in die Musik-Szene 1990 entstanden – und in dem Rahmen gab Gallagher mit seiner extra dafür gegründeten Band mehrere Konzerte. Zwei dieser Konzerte, die an zwei aufeinanderfolgenden Abenden in London mitgeschnitten wurden, sind nun die Grundlage dieser 3-LP- bzw. Doppel-CD-Ausgabe. Die neu entdeckten Multi-Live-Tracks wurden hierfür in den Abbey Road Studios abgemischt und gemastert, sodass die Sound-Qualität absolut spitzenmäßig ausgefallen ist und auf Vinyl besser als alle vorhandenen Gallagher-Live-Mitschnitte bisher klingt.

Dass die Gallagher-Live-Auftritte legendär sind, dürfte allseits bekannt sein. Allerdings erreichen diese späten Aufnahmen nicht ganz die Leidenschaft und Klasse der hochverehrten frühen Live-Alben „Live! In Europe“ oder „Irish Tour '74“ und „Check Shirt Wizzard – Live In '77“. Trotzdem leben sie wiederum von der perfekten Gitarrenarbeit, aber auch dem großartigen Keyboard-Spiel von Jim Leverton sowie einem Schlagzeug-Solo von Richard Newman, das einen regelrecht schwindelig macht.
Dazu betont Gallagher seine Leidenschaft für den Blues zusätzlich durch das Mundharmonika-Spiel von Mark Feltham, während David Levy für eine fette Bass-Grundierung sorgt. Nur dass ein klein wenig der Schwung der frühen Jahre fehlt, was dem durch Gallagher wohl selbst verschuldeten schlechten Gesundheitszustand durch seinen massiven Alkoholismus geschuldet war, der ihn nur fünf Jahre später nach einer missglückten Lebertransplantation endgültig dahinraffen sollte.

Doch auch 1990 spielte nach wie vor Gallaghers kultisch verehrte und dauerhafte eingesetzte Fender Straocaster aus dem Jahr 1961, die größte Rolle – welche als Darstellung die Innenseite des dreiflügeligen LP-Covers ausmacht, wobei es hier eine unübersehbare Besonderheit gibt, die so klar wie auf dem überdimensionalen Bild des im LP-Inneren noch nicht zum Ausdruck kam. Die damals gut 30 Jahre alte Gitarre mit dem ungewöhnlichen Korpus war ehemals in der Farbgebung 'Sunburst' lackiert gewesen, aber durch den massenhaften Gebrauch seitens des irischen Fender-Gitarreros fast komplett abgetragen worden und nunmehr aussehend wie ein geflecktes, hölzernes Etwas. Zu Gallaghers Ehren brachte Fender nach dessen Tod eine Sonderauflage seiner Stratocaster heraus, die eine exakte Nachbildung (samt aller Abnutzungserscheinungen) dieser Gitarre war. Übrigens weckte gerade diese Gitarre auch große Erinnerungen bei einem von Gallaghers ganz großen Verehrern – dem QUEEN-Gitarristen Brian May: „Er war einfach ein Zauberer, er war einer der ganz wenigen Menschen dieser Zeit, der mit seiner Gitarre alles Mögliche machen konnte. Es war einfach Magie. Ich erinnere mich, wie ich diese ramponierte Stratocaster sah und mich fragte, wie er diese Sounds da rausholte.“
Und der KISS-Gitarrist Ace Frehley setzt diesbezüglich noch einen drauf: „Gallagher war ein toller Musiker. Ich habe ihn ein paar Mal spielen sehen. Er benutzte nur einen kleinen Fender-Verstärker und diese alte, klapprige Strat, aber Junge, er konnte diese Gitarre zum Sprechen bringen. Er war ein weiterer Gitarrist, der nie die Anerkennung bekommen hat, die er verdient hätte.“

Auf „All Around Man – Live In London“ lässt RORY GALLAGHER in altbekannter Form noch immer seine Strao 'sprechen', entlockt ihr beeindruckende Soli und lässt sogar die wenigen Cover-Versionen von Stücken von Muddy Waters, Leadbelly, Buddy Guy und Little Richard regelrecht leuchten. Er selber redet allerdings – im Gegensatz zu seiner Gitarre – während der Konzerte wenig, beschränkt sich, wenn überhaupt, auf das Ansagen der Songs. Zum Ende der Dreifach-LP steuert der zu diesem Zeitpunkt 42-jährige Gallagher das Konzert aber zu einem ganz großen, sehr druckvollen Finale hin und fügt so dem Live-Katalog seiner Aufnahmen ein spätes Goldstück hinzu.

FAZIT: Er war live immer ein Ausnahmetalent, selbst als es mit seiner Gesundheit deutlich bergab ging, weswegen von RORY GALLAGHER kaum Live-Aufnahmen aus den 1990er-Jahren offiziell auf Tonträger erschienen. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass diese späten Aufnahmen von zwei Konzerten in London aus dem Jahr 1990 entdeckt und in den Abbey Road Studios abgemischt sowie gemastert werden konnten. So schließt sich eine Lücke im Rahmen der Live-Aufnahmen mit diesen späten, nur fünf Jahre vor dem Tod des irischen Gitarren-Genies entstandenen Aufnahmen, die in physischer Form besonders empfehlenswert auf der 3-LP-Ausgabe – statt der Doppel-CD – mit umfangreichem Booklet sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1941x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (19:13):
  • Continental Op (5:00)
  • Heaven's Gate (4:41)
  • Don't Start Me Talkin' (4:47)
  • Kid Gloves (4:45)
  • Seite B (19:07):
  • Mean Disposition (5:56)
  • The Loop (2:16)
  • Tattoo'd Lady (6:00)
  • The King Of Zydeco (4:55)
  • Seite C (19:10):
  • Moonchild (4:20)
  • Out On The Western Plains (4:57)
  • Ride On Red, Ride On (4:21)
  • Walkin' Blues (5:32)
  • Seite D (18:54):
  • Empire State Express (4:28)
  • Shadow Play (3:23)
  • I Wonder Who (7:58)
  • Shin Kicker (3:05)
  • Seite E (16:06):
  • Middle Name (4:19)
  • When My Baby She Left Me (3:47)
  • Ghost Blues (7:59)
  • Seite F (16:21):
  • Messin' With The Kid (3:58)
  • Keep A Knockin' (2:16)
  • Bullfrog Blues (5:19)
  • All Around Man (4:48)

Besetzung:

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