Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Sounds Of New Soma: The Story Of Sam Buckett (Review)

Artist:

Sounds Of New Soma

Sounds Of New Soma: The Story Of Sam Buckett
Album:

The Story Of Sam Buckett

Medium: CD/Download/Limitiert/LP farbig/LP+DL-Code
Stil:

Psychedelic-, Space- und Krautrock, Electronics, Ambient

Label: Tonzonen Records
Spieldauer: 46:46
Erschienen: 14.02.2025
Website: [Link]

„Ihre Musik ist ein psychedelischer Rausch, der sich aus Elementen des klassischen Krautrock, elektronischen Soundscapes und experimentellen Strukturen speist. Hier treffen hypnotische Rhythmen auf sphärische Synthesizerklänge, treibende Gitarren auf unerwartete Geräuschkulissen.“ (Begleittext zur LP Veröffentlichung von „The Story Of Sam Buckett“)

Was einst vor gut 10 Jahren noch entspannt und ohne hochgeschraubte Erwartungen mit „Beyond The Acid Dream“ (Originalton Kollege König: „Ein fantastisches, eigentümliches und vielschichtiges Klangmonster, auf dem es viel zu entdecken gibt, wenn man sich ein wenig darauf einlässt. Was leicht fällt. Danach: Repeat it Baby – in Space!“) begann...


...geht nun bereits in Runde 13: ein neues Album vom deutschen Electro-, Space- und Krautrock-Trio SOUNDS OF NEW SOMA, das seit heute nicht mehr NEU! ist, doch deutlich danach klingt.

Noch dazu begeistert die streng auf 300 Exemplare limitierte Vinyl-Variante nicht nur durch eine eindrucksvolle LP-Cover-Gestaltung und einen feinen LP-Einleger, sondern auch ein rot-gelb-schwarzes 180g-Vinyl, das einem wie fließendes Lava erscheint, wenn es auf dem Plattenspieler seine Kreise zieht, damit die geheimnisvolle Geschichte beginnen kann, die sich hinter „The Story Of Sam Buckett“ verbirgt.

Dieses Mal geht es demnach um Sam Buckett, den uns SONS auf Album Nummer 13 konzeptionell näher bringen. Und die Geschichte dahinter ist wie die Musik spannend und Abwechslungsreich sowie schwer die Psyche belastend, gerade weil sie weit in die 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückgeht, um dem Hörer etwas zu offenbaren, was aus heutiger Sicht eigentlich ähnlich unglaublich wirkt wie die Dystopien, die uns utopische Romanautoren in ihren Büchern darstellten und deren Verwirklichung, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, man nie für möglich hielt. Doch anno 2025 sind wir längst eines Besseren belehrt worden.

Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass sich SOUNDS OF NEW SOMA einen besonderen Zeitgenossen vornehmen. Bereits 2019 widmeten sie ihr Album „Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser“ dem 'Godfather Of Kraut“ und machten diesem damit alle space-psyche-krautrockige Ehre, während SONS sich nun einem ganz besonderen 'Kosmischen Pionier' zuwenden: Sam Buckett!
Buckett?
Ja, wer ist dieser Sam Buckett, dem die nachdenklichen SONS gleich ein ganzes Konzept-Album widmen?
Und auf dem sogar die Zwillingssonnen auftauchen und dabei in kräutrigen Ambient-Sounds zu kosmischen Sphären aufsteigen...


Hier die Antwort, bei der das Duo Dirk Raupach und Alex Djelassi – die beiden Köpfe hinter SONS (diesmal mit einem Schlagzeuger und einem Saxophonisten als Gästen) – schon mit der Wahl der Namen ihrer Stücke behilflich sind. Denn eine ganze Menge Hinweise ergeben sich bereits aus den Titeln, die mit dem bis hierhin noch geheimnisvollen Mr. Buckett in Verbindung stehen. Darum ein paar Worte zur Buckett-Geschichte, welche die deutschen Krautrocker zu ihrem aktuellen Album inspirierte: Buckett war ein US-Wissenschaftler, der bereits in den 1920er-Jahren die Möglichkeit der bemannten Raumfahrt erforschte und die daraus resultierenden Forschungsergebnisse mehrmals vor hochrangigen Regierungsvertretern präsentierte, welche diese aber als irrational abtaten. Ein Jules Verne der Wissenschaft so gesehen, der am Ende mit seinen weit in die Zukunft vorausschauenden Visionen absolut richtig lag – nur war die damalige Zeit einfach (noch) nicht reif dafür. Darum wurde Sam Buckett von der Regierung ignoriert und von verschiedenen regierungstreuen Kollegen gar verspottet. Dennoch setzte Buckett seine Forschung in einem geheimen Labor in „Rhode Island“ (Album-Opener) fort, wobei ihn wenige Vertraute bei seinen Forschungen unterstützten. Im Laufe der Jahre entwickelten diese Forscher tatsächlich verschiedene Methoden für eine möglich erscheinende bemannte Raumfahrt und begannen mit dem Bau eines Raumschiffs, das sie „Quasar“ nannten und dem SONS ihr drittes, diesmal krautrockig-floydianisch daherkommendes Stück widmeten.

Auf „Rhode Island“ wird der Hörer mit deutlich an die 'Berliner Schule' erinnernden Klängen begrüßt, die das gesamte Album auf angenehme Weise wieder und wieder durchziehen, womit der musikalische Elektronik-Kosmos des Klanguniversums der neuen Söhne Somas eine klare Ausrichtung erhält.
In „Higgs-Bosonometer“ schleichen sich dann sogar „Oxygene“-Töne eines JEAN-MICHEL JARREs ein, während daraufhin in „Quasar“ die große Stunde floydianischer Gitarrenexkursionen mit krautrockiger Breitseite anbrechen, um daraufhin auf dem „Bakku-Shan Dinner“ das Saxophon zum Dessert auszupacken. Es krautet gehörig los – und zwar das gesamte Album, welches jedem Freund von beispielsweise NEU! oder CLUSTER und CAN viel Freude bereiten wird.

Abwechslungsreichtum ist bereits nach den ersten Instrumental-Stücken, die mit einigen Sprachsamples angereichert wurden, vorprogrammiert – und der setzt sich bis zum Ende nach gut einer Dreiviertelstunde fort, wobei Krautiges und Psychedelisches genauso ein paar Sterne ans das Buckettsche Himmelszelt pflanzen wie Berliner-Schule-Elektronik den Grund fundieren und vorsichtige, zart mit dem Saxophon angejazzte Momente für munter flackernde Meteoriten-Überraschungen sorgen. Mitunter scheint bei diesem Konzept der 'rote Faden' ein paar Risse zu bekommen und nicht jeder Stimmungswechsel wirkt immer logisch, was wohl gar in der Absicht der Gesamtsache liegt.
Weil wer hat schließlich schon jemals das gesamte Universum erforscht oder auch nur eingegrenzt?

Denn auch die Geschichte um Sam Buckett endet mit einem schweren Hang zur Melodramatik: Auf seiner Reise zur Entdeckung neuer Galaxien verlor sich Bucketts Spur nach dem erfolgreichen Start in unendliche Horizonte und seinem ewigen Verschwinden im März 1929. Seine wenigen treuen Kollegen schwiegen konsequent über all seine Forschungen und nahmen das Geheimnis von Sam Buckett mit ins Grab.

Aus diesem holen SOUNDS OF NEW SOMA ihren geheimnisvollen kosmischen Pionier, der längst in Vergessenheit geriet, wieder hervor und ehren ihn mit ihrer musikalischen Hommage aus Psychedelic-, Space- und Krautrock sowie Berliner-Schule-Electronics, Ambient und Sprachsamples, um den Hörer an der seltsamen Reise dieses verkannten und auf immer verschollenen Genies teilhaben zu lassen.


FAZIT: Keiner kennt „The Story Of Sam Buckett“, doch man sollte sie unbedingt kennenlernen. Das dachten sich jedenfalls die deutschen Neo-Krautrocker SOUNDS OF NEW SOMA und vertonten das Leben des kosmischen Pioniers, der bereits in den 1920er-Jahren die Möglichkeit der bemannten Raumfahrt erforschte und dabei auf nimmer Wiedersehen verschwand, mit einer gelungenen – für SONS aber durchaus typischen – Kombination aus Psychedelic-, Space- und Krautrock, angereichert mit Electronics, Ambient und Sprachsamples. Musik, ähnlich schön und geheimnisvoll wie das grellbunte, reichhaltig collagierte und mit den seltsamsten Bildern angereicherte Album-Cover und das schlicht hinreißende farbige, auf 300 Exemplare limitierte, 180g-Vinyl, das wie ein feurig glühender, rot-gelb-schwarzer Lava-Ball erscheint und beim Drehen auf dem Plattenteller für die schönsten Farbspiele sorgt. Kosmischer Krautrock der besonderen Art über einen besonderen Menschen von einer ebenso besonderen Band, welche uns mal wieder mit den neuen (altbekannten) Klängen aus Neu-Soma glücklich machen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1075x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A: (23:26)
  • Rhode Island 1929 (3:29)
  • Higgs-Bosonometer (3:53)
  • Quasar (3:36)
  • Bakku-Shan Dinner (3:38)
  • Nahpunkt (4:20)
  • Antineuralring (4:30)
  • Seite B (23:20)
  • Surreal Journey (3:47)
  • Toenivornia (3:36)
  • Twin Suns (3:26)
  • Himmlischer Wanderer (4:55)
  • Liquid Gravitation (3:51)
  • Merkurkanone (3:46)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!