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Interview mit Nordjevel (07.02.2016)

Nordjevel

Beinahe wie aus dem Nichts taucht mit NORDJEVEL eine neue Black Metal Band am Horizont auf. Im Nu verfinstert sich der Himmel, und bevor man sich versieht, peitscht einem das norwegisch-schwedische Quartett sein Debut um die Ohren, als gäbe es keinen Morgen. Hier herrscht die reine Lehre des nordischen Black Metal zwischen blanker Aggression und melancholischer Epik. Wem das zu engstirnig ist, der sollte einen großen Bogen um die Band machen. Wer jedoch noch gerne "Pure Holocaust", "North From Here" und "Hymn Til Hangagud" auflegt, der mag sich über die neue Abteilung Attacke im Norden freuen. Gitarrist Jørn Nord (Tvangeste, Fatal Impact) ist nicht nur beim Songwriting einer der Schnelleren, sondern beweist auch Geschmack bei der Wahl des Bieres...

Grüß Dich, Jørn! Ich habe gesehen, dass Du bereits andernorts Rede und Antwort stehen musstest, wie es Euch gelungen ist, in nur acht Monaten ein so intensives und ausgefeiltes Album aufzunehmen. Daher frage ich lieber, ob Ihr bereits neue Songideen sammelt und wie Du den Werdegang von NORDJEVEL dieser Tage erlebst, angesichts all des Lobs für Euer Debut?

Eine Band kann in acht Monaten viel auf die Beine stellen, wenn alle Mitglieder mit der nötigen Disziplin und dem richtigen Spirit an die Sache gehen. Ich würde sogar behaupten, dass wir das Meiste bereits nach vier Monaten unter Dach und Fach hatten. Anschließend haben wir die Veröffentlichung vorbereitet und gewartet. Das komplette Material auf dem Album haben wir in dieser Zeit geschrieben, es baut also nicht auf Überresten auf. In der guten, alten Zeit war es keineswegs ungewöhnlich, dass eine Band ein Album pro Jahr oder noch mehr veröffentlicht hat, daher ist das gar nicht groß der Rede wert.

Nun habt Ihr alle Eure Verpflichtungen in anderen Bands und wir kennen die Phänomene, die bei "Nebenprojekten" auftreten, nur zu gut. Mit NORDJEVEL habt Ihr beinahe ein Paradebeispiel in punkto Konsequenz und Aggression abgeliefert, ohne davon unterwegs die Hälfte einzubüßen. Eine halbherzige Herangehensweise kam für diese Band offenbar nicht in Frage?

Nein, nichts an diesem Album ist halbherzig, und für uns ist es auch kein Nebenprojekt. Es ist ein ganz eigenes Monster, das seine eigenen Freiheiten beansprucht. Für einige von uns ist es zum Mittelpunkt geworden. Man kann schon sagen, dass NORDJEVEL wesentlich schneller gewachsen ist, als wir das vermutet hätten, als wir damit begannen. Das Wesen der Band hat sich auf dem kurzen Weg bereits verändert.

"Nordjevel" fesselt mit einer abwechslungsreichen Stimmung, Killer-Riffs, epischen wie melancholischen Melodien, extrem gutem Schlagzeugspiel und einer ungeheuer dichten Darbietung. Was sind aus welchen Gründen Deine persönlichen Favoriten?

Danke! Es fällt mir ein bisschen schwer, eine Auswahl vorzunehmen, doch "Det Ror og Ror" und "Norges Sorte Himmel" sind zwei Lieder, auf die ich definitiv stolz bin. Die Balance zwischen dem Extremen und der Melancholie ist mir wichtig und diese klingt fast auf dem ganzen Album durch. In unserer Musik spiegeln sich viele unterschiedliche Einflüsse, und ich glaube, dass verleiht unseren Kompositionen ein bisschen was Eigenes.

Zahlreiche alte Lästermäuler wie ich mäkeln über neuere Produktionen, dass diese an der Oberfläche mit Bombast blenden, doch den spezifischen "Spirit" klassischer Black Metal Aufnahmen vermissen lässt. Die Produktion von "Nordjevel" klingt weder dreckig noch gezwungen nach alter Schule, aber auch nicht zu steril oder sauber... Ihr müsstet damit also recht glücklich sein, oder?

Wir wussten, welches Klangbild wir wollten. Das gab uns das Material im Grunde vor: Sowohl die Geschwindigkeit als auch die epischen Passagen würden durch einen "Necro-Sound" kaum gewinnen. Daher kam für uns ein klarer, rauer und brutaler Sound in Frage. Glücklicherweise lernten wir Patric vom WSL Studio in Frankreich kennen. Er verstand wirklich, was die Musik erforderte, und ihm gelang es, unsere Vorstellungen umzusetzen.

Zumindest die kurze epische Passage bei "Norges Sorte Himmel" klingt für mich wie ein spätes Echo auf Helden wie Gary Moore und Windir. Was bedeutet Dir der Song?

Gerade dieser Song gefällt mir besonders gut. In ihm ist viel Nostalgisches verarbeitet, doch es geht immer auch nach vorne. Es ist fast wie ein dramatischer Roman, der auf zehn Minuten verkürzt wurde. Wie du schon sagst, klingen darin viele verschiedene Einflüsse an, und auf gewisse Weise fasst das Lied meine frühen musikalischen Entdeckungen zusammen. Unterschwellig klingt an, wer mich beeinflusst hat. Wie auch beim Rest des Albums setzt Fredriks Schlagzeugspiel dem Ganzen die Krone auf. Er forderte mich bei den Arrangements wirklich heraus und zwang mich, neue Herangehensweisen zu entwickeln.

Welche Umgebung wäre eine passende, um das Album zu hören? Und welches Getränk würdest Du dazu empfehlen?

Auf jeden Fall einen Ort draußen mit einer beeindruckenden Aussicht. Gewitterwolken und ein Lagerfeuer wären nicht schlecht, ganz gleich ob im Winter oder im Sommer. Ich empfehle ein starkes belgisches Blondes mit einem Gammel Oppland Akvavit zur Seite.

Eines Eurer Lieder baut auf einem Gedicht von Tarjei Vesaas auf, wenn ich mich nicht irre. Wann hast Du "Det Ror Og Ror" zum ersten Mal gelesen und warum habt Ihr dieses Gedicht aufgegriffen?

Das Gedicht war mir absolut neu, obwohl ich viele von Vesaas' Werken gelesen habe. Doedsadmiral und ich haben über verschiedene Gedichte gesprochen, die für den Song in Betracht kamen, und schließlich landeten wir bei diesem. Wenn ich mir anhöre, was Doedsadmiral mit seinem Gesang da rausgeholt hat, dann denke ich, dass er das Gedicht zum Leben erweckt. Es enthält eine nationalromantische Dunkelheit und ist in verschiedenerlei Weise ziemlich bizarr. Es fühlt sich so an, als ob das Gedicht in unsere Hände gefallen wäre und uns angebrüllt hätte, dass wir es vertonen sollen.

Gibt es andere Autoren, die NORDJEVEL heuer inspirieren?

Die alten norwegischen Märchen haben mir immer am Herzen gelegen: Alte Erzählungen vom Teufel und von Wesen aus der Unterwelt, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden.

Ich muss zugeben, dass mir das trollische Artwork Eures Albums ziemlich gefällt. Wer hat diese Bilder gemalt und inwiefern entsprechen sie Euren Visionen?

Wir sind damit sehr zufrieden. Wir haben Khaos Diktator einen frühen Mix des Albums geschickt und er hat daraufhin zu jedem Lied und für das Cover ein Bild mit Öl gemalt. Natürlich war uns daran gelegen, dass er die Musik kennt, um sich von ihr lenken zu lassen; doch davon abgesehen hatte er absolute künstlerische Freiheit. All seine Bilder für NORDJEVEL sind im Booklet zu sehen und nach meiner Wahrnehmung rechtfertigen sie allein den Preis des Albums.

Dann hoffe ich mal, Euch eines Tages live zu sehen, und dass die Teufel im Norden Eure Kreativität und Leidenschaft mit nicht nachlassender Energie befeuern – danke für Deine Antworten!

Danke, Thor, ich hoffe, wir sehen uns bald.

Thor Joakimsson (Info)
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