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Ayreon: The Human Equation (Review)
Artist: | Ayreon |
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Album: | The Human Equation |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock / Progressive Metal |
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Label: | Inside Out | |
Spieldauer: | 102:21 | |
Erschienen: | 2004 | |
Website: | [Link] |
Neue AYREON Alben sind nicht unbedingt am einfachsten zu rezensieren. Vor allem nicht die Doppeldecker - hat man das ganze schon oft genug gehört, um sich ein Urteil bilden zu können? Um auch die Details erkannt zu haben, sich in den teilweise ausufernden Soundorgien zurechtzufinden?
Naja - mal mutig ran ans Werk. Wie nicht anders zu erwarten, hat AYREON Häuptling und Chefkomponist Arjen Lucassen wieder erstklassige Sänger aus der ganzen großen Metal und Rock Landschaft zusammengetrommelt. James LaBrie (Dream Theater), Mikael Åkerfeldt (Opeth), Eric Clayton (Saviour Machine), Devon Graves (ex-Psychotic Waltz, Dead Soul Tribe) und Devin Townsend (SYL, Devin Townsend) sind nur einige wenige illustre Namen. Normalerweise macht exzessives "Namedropping" mißtrauisch - doch wie bei den Vorgänger Alben ist dieses Mißtrauen wieder mal unbegründet.
Der erste Kurztrack beginnt in ruhiger Stimmung in einem Krankenhaus - der Protagonist liegt nach einem Autounfall im Koma. Sein bester Freund (Arjen Lucassen) und seine Frau sind bei ihm. Letztere wird von Marcela Bovio gesungen, die einem Aufruf Lucassens an seine Fans folgte und ein Demo Band mit ihrer Stimme einschickte und sich den Job für dieses Albums so gesichert hat.
Der Startschuß ist somit gefallen - Day Two: Isolation geht gleich in die Vollen und saugt den Hörer in die Welt von AYREON. Wunderschöne Melodien, LaBries Organ schraubt sich kaum in unangenehme Höhen - alle Sänger können überzeugen. Neben den typischen, aber niemals nervigen oder klinischen Synthies, kommen die Gitarren wunderbar heavy und irgendwie orchestral zur Wirkung. Diese Power hat Werken wie dem Referenz Album "Into The Electric Castle" gefehlt.
Nach knapp 9 Minuten gibt es eine kurze Verschnaufpause: Day Three: Pain beginnt ruhig mit sphärischer Soundkulisse und schöner, beinahe hypnotischer Gesangsmelodie - dann schlägt der gigantische Breitwand Sound wieder zu. Neu im Sound, aber absolut bereichernd: Die extremen Vocals von Sangespsychopath Devin Townsend, die neben den schönen klaren Gesangslinien einen guten Gegenpunkt bilden. Day Four: Mystery fällt kein bißchen ab, bietet ein feines Synthie Solo und schafft es, gleichzeitig noch richtig zu rocken.
Spätestens beim fünften Track Day Five: Voices fallen die neu in den Sound integrierten Streicher und Flöten auf, die nicht nur in diesem Stück einen leichten Folk Akzent setzen. Sehr schön.
Day Six: Childhood hätte auch auf dem ersten Migrator Album stehen können - ruhig, verträumt, einfach schön. Auch hier setzen wieder die Flöten ein und ebnen den Weg in ein AYREON-typisches, hochmelodisches Gitarrensolo.
Schon nach der ersten Hälfte der ersten CD ist man sich sicher, daß "The Human Equation" ein absoluter Volltreffer geworden ist. Und man soll nicht enttäuscht werden: Bis zum letzten Track der ersten CD gibt es keinen Hänger - und wenn die sich immer weiter steigernden Chöre am Ende verklingen, greifen die zittrigen Hände gierig nach dem zweiten Silberling ...
Weiter geht's. Wieder diese gewaltigen Soundgebirge, getragen von Eric Claytons tiefer Stimme, Mikael Åkerfeldts ruhigen, traurigen Gesängen, die immer wieder in abgrundtiefe Grunz-Vocals übergehen - und wenn am Ende Magnus Ekwalls (The Quill) gigantisches Organ ins große Finale (des Songs, nicht des Albums) übergeht, dann muß man tot sein, wenn keine Gänsehaut kreuz und quer über den Rücken läuft. Warum habe ich zuvor von diesem Mann noch nichts gehört? Wahnsinn!
Die folgende Ruhepause hat sich der Hörer wirklich verdient. Day Thirteen: Sign umschmeichelt wieder mit Flötentönen und ohrenschmeichelndem Gesang von Heather Findlay (Mostly Autumn), Marcela Bovio und James LaBrie.
Außergewöhnlich wird's wieder mit Day Sixteen: Loser. Das ganze beginnt mit Maultrommel und einem knackigem Folk-Einschlag. Mike Bakers (Shadow Gallery) Stimme paßt wie die Faust auf's Auge. Der Refrain kommt rein instrumental - unter dem plakativen Folk Sound grooven gleichzeitig die E-Gitarren und bereiten im zweiten Abschnitt des Songs auf das vollkommen abgefahrene Hammond Orgel Solo von Ken Hensley (Uriah Heep) vor. Und wenn am Ende wieder Herr Townsend seinen kranken Schrei-Gesang zum besten gibt, dann sind all die langweiligen und eindimensionalen Alben, die man im Laufe seines Lebens so hören 'mußte' ganz schnell vergessen.
Die Story, in der ein ins Koma gefallener mit seinen Taten, Erlebnissen, Fehltritten und Emotionen konfrontiert wird, scheint für AYREON Verhältnisse erstaunlich bodenständig. Doch Arjen Lucassen schafft es, in den letzten 10 Sekunden wieder alles über den Haufen zu werfen, wenn der Hörer urplötzlich mit "alten Bekannten" konfrontiert wird ...
FAZIT: AYREONs bestes Werk! Und wer auf eine Discographie zurückblicken kann, die eigentlich kein wirklich schlechtes Album aufweist, dann soll das schon etwas bedeuten. Alle Rock und Metal Opern der letzten Jahre und wohl auch der nächsten werden sich an diesem neuen Referenzwerk messen müssen. Absoluter Breitwand Sound, so viele Melodien, daß es für einen ganzen Haufen weiterer Alben gereicht hätte, abgedrehte Instrumentalorgien, ganz viel Atmosphäre, Folk und Heavyness. So etwas erschließt sich natürlich nicht nach einem Hördurchlauf - aber wer in "The Human Equation" auch nur ein kleines bißchen mehr Zeit investiert, wird mit einem der intensivsten musikalischen Erlebnisse der letzten Jahre belohnt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- DISC 1
- Day one: Vigil
- Day two: Isolation
- Day three: Pain
- Day four: Mystery
- Day five: Voices
- Day six: Childhood
- Day seven: Hope
- Day eight: School
- Day nine: Playground
- Day ten: Memories
- Day eleven: Love
- -
- DISC 2
- Day twelve: Trauma
- Day thirteen: Sign
- Day fourteen: Pride
- Day fifteen: Betrayal
- Day sixteen: Loser
- Day seventeen: Accident?
- Day eighteen: Realization
- Day nineteen: Disclosure
- Day twenty: Confrontation
- Bass - Arjen Lucassen
- Gesang - Arjen Lucassen, Eric Clayton, Heather Findlay, Mikael Akerfeldt, Magnus Ekwall, James LaBrie, Marcela Bovio, Mike Baker, Irene Jansen, Devon Graves, Devin Townsend
- Gitarre - Arjen Lucassen
- Keys - Arjen Lucassen, Joost van den Broek, Martin Orford, Ken Hensley, Oliver Wakeman
- Schlagzeug - Ed Warby
- Sonstige - Robert Baba (Violine), Marieke van der Heyden (Cello), John McManus (Flöte), Jeroen Goossens (Flöte)
- The Final Experiment - A Rock Opera (1995)
- Into The Electric Castle - A Space Opera (1998)
- Universal Migrator Pt. 1 - The Dream Sequencer (2000)
- Universal Migrator: Part 2 - Flight of the Migrator (2000)
- Day Eleven: Love (Single) (2004)
- The Human Equation (2004) - 13/15 Punkten
- 01011001 (2008) - 12/15 Punkten
- Timeline (3 CDs + 1 DVD) (2008)
- The Theory Of Everything (2013) - 11/15 Punkten
- The Source (2017) - 12/15 Punkten
- Ayreon Universe – Best Of Ayreon Live (2018)
- Electric Castle Live And Other Tales (2020)
- Transitus (2020) - 12/15 Punkten
- Universal Migrator, Pt. 1 & 2 (2022 Remixed & Remastered) (2022)
- 01011001 - Live Beneath The Waves (2024)
-
keine Interviews
Kommentare | |
ich
gepostet am: 31.05.2011 User-Wertung: 14 Punkte |
Eines meiner allerliebsten Lieblingsalben, einfach grandios. |