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Opeth: Watershed (Review)
Artist: | Opeth |
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Album: | Watershed |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Death Metal / Psychedelic Rock |
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Label: | Roadrunner Records | |
Spieldauer: | 54:56 | |
Erschienen: | 30.05.2008 | |
Website: | [Link] |
OPETH zeigen mit Bravour, dass kommerzieller Erfolg nicht zwangsläufig zu Anbiederung führt an die Fast-Food-Mentalität oberflächlicher Schäfchenhörer, die brav zum Kanon der Majorlabels in der Herde blöken. Von den Schweden kann behauptet werden, dass sie noch nie ein schlechtes Album auf den Markt geworfen haben, sich stetig schlüssig entwickeln und dabei ihre Death-Metal-Wurzeln niemals völlig verdrängen. Vielleicht haben Åkerfeldt & Co. mit „Ghost Reveries“ ein paar alte Kunden verloren, die mit den stärkeren 70er-Prog-Anleihen nicht mehr so viel anfangen konnten, doch offenbarte grad dieses Album erst nach vielen Hördurchläufen seine volle Stärke – selbst jetzt, drei Jahre nach Veröffentlichung springen in ruhigen Stunden unter dem Kopfhörer neue Details und Zaubereien hervor, die zuvor nicht den Weg ins Bewusstsein gefunden haben.
Im Jahre 2006 verließ Martin Lopez (Schlagzeug) die Band aus gesundheitlichen Gründen, im Jahre 2007 quittierte Peter Lindgren (Gitarre) den Dienst, weil ihm das Bandleben mit den ausgedehnten Tourneen nicht mehr zusagte. Martin Axenrot (WITCHERY, BLOODBATH) nimmt nun den Posten an den Kesseln ein, Fredrik Åkesson (ARCH ENEMY, TALISMAN, TIAMAT) bedient die Sechssaitige. Große Angst, dass OPETH ihre Identität verlieren würden, musste man sich nicht machen, weil immer noch Åkerfeldt Kreativkopf der Schweden war und ist.
Ungewöhnlich beginnt „Watershed“, denn „Coil“ ist eine reine Akustik-Nummer, die nur von einer romantischen kleinen Melodie lebt. Als Gastsängerin ist die schwedische Folk-Sängerin Natalie Lorichs zu hören, die mit einem kurzen, intensiven Auftritt überzeugt. Nach entspanntem Auftakt knallt „Heir Apparent“ mit morbider Atmosphäre auf den Hörer ein, schleppende Zentnergitarren türmen sich auf, dröhnende Verzerrungen kontrastieren leise perlende Pianopassagen. Dann beginnen Åkerfeldts Growls unmenschlich und kraftvoll geradezu durch den Raum zu schweben. Ein grandioser Instrumentalteil mit verschnörkelt-gefühlvollem Gitarrensolo und komplexem Drumming führen in die zweite Häfte des Songs, in der sich wüste Blast-Beats mit psychedelischen Prog-Rock-Passagen längst vergangener Jahrzehnte vermischen. Martin Lopez hat an den Drums sicherlich einen erstklassigen Job abgeliefert, aber was Axenrot hier stellenweise abzieht, ist jenseits von Gut und Böse – schon lange klang das Schlagzeugspiel eines Protagonisten extremerer Metal-Spielarten nicht mehr derart abwechslungsreich, komplex, gefühlvoll und gleichzeitig mächtig und wuchtig!
Der „Lotus Eater“ beginnt unheilverkündend mit unschuldigem Gesumme, bis die Doublebass in Black-Metal-Blasts losbollert, während Åkerfeldt über dieses Massaker cleane, melodische Gesangslinien legt. An diese Stelle sei etwas zum Sound von „Watershed“ gesagt: Der Klang dieser kleinen Wundertüte ist grandios – unglaublich wuchtig und kraftvoll, voller Details und glasklar bei gleichzeitig organischem Klang, der nichts, wirklich nichts mit den sterilen High-Tech-Produktionen heutiger Byte-Schieber im Hit-Metal zu tun hat. Zurück zum „Lotus Eater“. Der Mittelteil taucht tief ab in kruden Prog-Rock mit dissonanten Hammonds, entspannenden Soundflächen und schließlich leicht angefrickelter Tastenkunst. Der musikalische Bogen spannt sich letztlich schlüssig zum hartmetallischen Ende des Songs.
Bei „Burden“ wird klar, wie viel Åkerfeldt gesangstechnisch dazugelernt hat. Seine schüchternen, introvertierten Klargesänge versprühten zwar eine Menge Charme und waren sicherlich auch gewollt, aber bei diesem Song geht der Schwede regelrecht aus sich heraus, legt echte Inbrunst in seine Stimme – für åkerfeldtsche Verhältnisse ist der Gesang regelrecht exaltiert ausgefallen, was zu den expressiven, hochgefühlvollen Gitarren- und Orgelsoli passt, die unglaublich warm und vielschichtig klingen. Das Ende beschließt bewusst schiefes Akustik-Gezupfe, das sich vielleicht etwas zu sehr in die Länge zieht. Die Band präsentiert diesen Abschluss wohl mit einem humoristischen Augenzwinkern, was der kurze Lacher am Ende des Tracks bestätigt.
„Porcelain Heart“ verbindet den wuchtigen Doom-Rock der 70er mit akustischen Intermezzi, verlorenem Trauergesang und unaufdringlichen, geschmackvoll inszenierten Streichern. „Hessian Peel“ startet mit einem verstörenden, stehenden Tiefton und akustischer Gitarre, die aufgrund eines subtilen Hall-Effekts verloren und einsam klingt. Der über elf Minuten lange Track entwickelt sich zu einem wahren Kleinod schauriger Prog-Kunst mit schwelgenden Momenten und feinen, cleanen Gesangsmelodien. Die Spannungsbögen spannen sich im Stil einer Rock-Oper mit Death-Metal-Anleihen. Åkerfeldt reduziert auf „Watershed“ seine Growls auf ein Minimum, setzt sie nur noch wohl punktuiert an dramaturgisch perfekt inszenierten Ausbrüchen ein. Das mag dem hauptsächlich im Death Metal Verhafteten sauer aufstoßen, dem Freund genresprengender, innovativer Musik wird das jedoch herzlich egal sein.
„Hex Omega“ bleibt seinen Höhepunkt schuldig, überzeugt aber auf andere Art, denn die Kombination aus drogengeschwängerten, düsteren Soundscapes und monumentalen, sich theatralisch aufschichtenden Gitarrenbergen zerrt den Hörer nachts unter dem Kopfhörer ins pechschwarze Nichts.
FAZIT: „Watershed“ greift nicht so schnell ans Herz wie „Ghost Reveries“, doch erreichen OPETH ein neues Level, was Songwriting und Spieltechnik angeht. Die Schweden verpacken auf ihrem mittlerweile neunten Studiowerk sieben Songs, die in ihrer Mixtur aus abgedrehten Prog-Passagen, seelenvollem Instrumentalkönnen, morbider Modrigkeit und eingängigen, originellen Melodien auf dem granitenen, oftmals verschleierten Fundament harten Death Metals einzigartig sind. Spätestens jetzt dürften OPETH die Heerscharen ihrer Nacheiferer für immer abgeschüttelt haben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Coil
- Heir Apparent
- The Lotus Eater
- Burden
- Porcelain Heart
- Hessian Peel
- Hex Omega
- Bass - Martin Mendez
- Gesang - Mikael Åkerfeldt
- Gitarre - Mikael Åkerfeldt, Fredrik Åkesson
- Keys - Per Wiberg
- Schlagzeug - Martin Axenrot
- Blackwater Park (2001) - 12/15 Punkten
- Deliverance (2002) - 11/15 Punkten
- Ghost Reveries (2005) - 14/15 Punkten
- The Roundhouse Tapes (2007)
- Watershed (2008) - 13/15 Punkten
- The Roundhose Tapes (DVD) (2008)
- Blackwater Park (Legacy-Edition) (2010)
- In Live Concert At The Royal Albert Hall (DVD) (2010)
- The Roundhouse Tapes (CD und DVD) (2010)
- Heritage (2011) - 12/15 Punkten
- Pale Communion (2014) - 15/15 Punkten
- Sorceress (2016) - 12/15 Punkten
- Orchid (1995) (2016)
- Blackwater Park - 20th Anniversary Vinyl-Edition (2021)
- The Last Will and Testament (2024) - 13/15 Punkten
Kommentare | |
Benjamin Nobbe genannt Kemper
gepostet am: 25.06.2009 User-Wertung: 14 Punkte |
Absolut überwältigend und einmalig! Vielseitiges Album; druckvoll und doch emotional. Vielzahl an Innovationen und gleich mehrere epische Höhepunkte: Pflichtkauf für jeden harten Death- Prog- Metalfan! |