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Opeth: Sorceress (Review)

Artist:

Opeth

Opeth: Sorceress
Album:

Sorceress

Medium: CD/LP/CD-Box/Do-LP/Do-CD/LP&CD-Box
Stil:

Prog Rock / Prog Metal

Label: Nuclear Blast Records
Spieldauer: 56:36
Erschienen: 30.09.2016
Website: [Link]

OPETH mit anderen Bands zu vergleichen ist nicht einfach, das war es schon während ihrer Progressive-Death-Metal-Zeiten nicht. Denn auch damals klangen sie nicht wie andere Prog-Death-Bands. Dass die Band um Strickjacken-Nerd Mikael Åkerfeldt es mit "Heritage" dann schaffte, ihren Sound komplett vom Death Metal und größtenteils vom Metal insgesamt zu entfernen ohne (je nachdem wen man fragt) Qualität einzubüßen, ist beeindruckend. "Sorceress" macht den Eindruck als hätten sich OPETH zumindest stilistisch nun wirklich gefunden.

Man kann von der neuen Ausrichtung halten, was man will, aber "Sorceress" klingt tatsächlich so strukturiert und durchdacht wie kaum ein OPETH-Album zu vor. Das sagt noch nicht zwingend viel über die Qualität des Songmaterials aus, aber zumindest verabschiedet sich allmählich dieses Gefühl von Zufall aus dem Songwriting der Band. Früher, selbst auf fantastischen Alben wie "Ghost Reveries" oder "Watershed", schienen Songparts oftmals etwas willenlos aneinander gereiht. Hört man dagegen einen Song wie "The Wilde Flowers" vom vorliegenden Werk wirkt alles nachvollziehbarer. Besonders imposant ist hier der atmosphärische Teil gegen Ende, der sich kontinuierlich steigert und schließlich in einem Uptempo-Ausbruch gipfelt - jedoch schlüssig. Doch man sollte nicht vorgreifen.

Schon das Intro "Persephone" klingt unmissverständlich nach OPETH und ist zudem ein optimaler Einstieg in das Album, ein atmosphärischer noch dazu. Beim darauf folgenden Titelsong fällt vor allem der Sound auf. Der ist wie üblich bei OPETH sehr gut, wirkt allerdings wuchtiger, ja, fetter als zuvor. Besonders bei den Drums fällt das stark ins Gewicht. Dazu wird es unterschiedliche Meinungen geben, aber aus Sicht des Rezensenten zählt "Sorceress" nicht unbedingt zu den Highlights des Albums. Jedoch fällt schon hier Mikael Åkerfeldts fantastische Gesangsleistung auf, die besonders beim ruhigen, an JETHRO TULL erinnernden "Will O The Wisp" toll zur Geltung kommt. Überhaupt glänzt der Song mit gefühlvollem Gitarrenspiel und angenehmer Melodieführung.

Das anschlißende "Chrysalis" donnert nach dieser Ruhepause erstaunlich heftig ins Gebälk, bringt aber eigentlich die aktuelle Ausrichtung der Band perfekt auf den Punkt. Zwischen den harten, straighten Passagen und den vertrackten Instrumentalteilen finden sich herausragende Gesangslinien und ruhige Einflüsse werden harmonisch und gekonnt eingeflochten. Hier merkt man, was OPETH als eine der wenigen Bands heutzutage erfolgreich umsetzen können: Offensichtliche Einflüsse aus früheren Jahrzehnten mit einer dominanten eigenen Note verbinden und dabei ein kohärentes Klangbild erschaffen. Durch "Sorceress 2" ist "Chrysalis" zwischen zwei Ruhepolen eingebunden, was eine kluge Entscheidung war. Doch "Sorceress 2" ist weit mehr als nur ein Zwischenspiel. Die 60er- und 70er-Anleihen stehen hier noch stärker im Vordergrund als beim Rest des Albums, allerdings ist der Song für seine geringe Länge sehr abwechslungsreich und besonders die optimistisch klingenden Passagen sind unheimlich stark.

Wenn "Sorceress" an etwas krankt, dann sind es eher einzelne Passagen als ganze Songs. Die Länge von etwa einer Stunde ist für ein OPETH-Album ja grundsätzlich normal, aber an manchen Stellen fühlt sich das Album etwas zäh an, ein Schicksal, das seinerzeit auch Teile von "Heritage" ereilt hatte. Beispielhaft ist hier "The Seventh Sojourn", dessen orientalische Einflüsse zwar kompetent umgesetzt aber nicht besonders originell sind. Das ist allerdings beileibe keine Katastrophe, schließlich glänzt der folgende Longtrack "Strange Brew" mit Abwechslung. Auf Akustikparts folgen derbe Prog-Abfahrten, was beinahe an ältere OPETH-Alben gemahnt und der tolle Einsatz des Pianos in Verbindung mit dem teilweise beinahe brutalem Drumming hat schon fast etwas Verstörendes. "A Fleeting Glance" weiß besonders mit seinem faszinierenden Groove und den nach sonnigen Herbsttagen klingenden Harmonien zu überzeugen.

Das Album-Highlight haben sich OPETH mit "Era" allerdings für den (Beinahe-)Schluss aufgehoben. Vom wohlklingenden Piano-Intro über den sich daran anschließenden Uptempo-Prog-Part bis hin zum über allem thronenden Chorus zieht die Band hier alle Register ihres Könnens um eine Art Abschiedssong abzuliefern. Vielleicht muss es die Zeit zeigen, aber "Era" könnte zu den stärksten Songs der Bandgeschichte zählen.

FAZIT: Letztlich erreicht "Sorceress" eine Großtat wie "Watershed" nicht ganz, das ist jedoch eine subjektive Meinung. So oder so handelt es sich aber um ein wirkliches starkes und größtenteils kurzweiliges Album mit einen kleinen Längen, das aber durch seine Kompetenz und die für Bandverhältnisse erstaunliche Fokussiertheit ein Werk wie "Heritage" durchaus übertrifft. Wer mit der momentanen Ausrichtung der Band etwas anfangen kann, greift aber vermutlich sowieso zu.

Lukas Heylmann (Info) (Review 9925x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Persephone
  • Sorceress
  • The Wilde Flowers
  • Will O The Wisp
  • Chrysalis
  • Sorceress 2
  • The Seventh Sojourn
  • Strange Brew
  • A Fleeting Glance
  • Era
  • Persephone (Slight Return)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 30.09.2016

Puh, ich hab da in vielen Aspekten ganz andere Eindrücke gewonnen. Gerade im Vergleich mit dem sehr runden Vorgänger erscheint mir "Sorceress" nicht sehr strukturiert, sondern eher skizzenhaft. Der Sound ist auch nicht so das meine, wobei das natürlich eine Design-Entscheidung im Zeichen des Medieval-Touchs ist, den das Album verströmt. Im Zuge dessen verblasst auch Akerfeldts Stimme ein wenig, obwohl er durchaus gut singt. Der Titeltrack ist für mich ein Highlight, weil die dumpfen, harten Riffs das Fragile des Albums so schön konterkarieren. Mein Highlight-Moment liegt bei "Strange Brew" um Minute 3:30 herum, als Akerfeldts Stimme plötzlich nahtlos in eine aufheulende Gitarre übergeht. So ein typischer Awesome-Moment Opeths, aber hin und wieder kommen mir die Kompositionen auch etwas ratlos vor.

Auf die 12 Punkte kann man sicher kommen, ich persönlich bevorzuge aber die beiden Vorgänger (und insbesondere "Pale Communion"). Wobei die neue inzwischen minimal gewachsen ist, und das nicht nur in Sachen Unkraut.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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