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Gazpacho: Missa Atropos (Review)
Artist: | Gazpacho |
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Album: | Missa Atropos |
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Medium: | CD | |
Stil: | New Art Rock |
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Label: | HWT/Sony Music NEO | |
Spieldauer: | 59:00 | |
Erschienen: | 26.11.2010 | |
Website: | [Link] |
Warum sich moderne Prog- und Art-Rock-Bands nur allzu oft in prätentiösen Thematiken suhlen, das lässt sich höchstens mit einem musikhistorischen Imperativ erklären, der seinen Tribut verlangt. Gerade GAZPACHO haben diesen abstrusen Überbau nicht nötig, denn sie sprechen mit ihrer Musik ganz direkt die elementaren Emotionen an: Glück und Trauer, Freude und Verzweiflung: Alles ist auf „Missa Atropos“ eng miteinander verwoben. Dass sich hier ein Mann auf einen Leuchtturm zurückzieht, um dort eine Messe für Atropos, die Lebensfaden zerschneidende griechische Schicksalsgöttin zu schreiben, ist großtuerisches Geschichtenerzählen und auch vollkommen überflüssig, denn die Auswirkungen der Unabwendbarkeit des Todes auf den Menschen lassen sich auch ohne mythologisch-mythischen Firlefanz äußerst ergiebig bespiegeln. Aber was soll’s: Etwas anderes ist man in diesem Genre nicht gewöhnt und irgendwie ist‘s ja nicht schlecht, sich in der griechischen Mythologie ein wenig fortzubilden …
Auch, wenn „Missa Atropos“ ein wenig im Ohr des Hörers reifen muss, kann von Schönsaufen nicht die Rede sein. Das neue GAZPACHO-Album braucht zwar ein paar Anläufe, entfaltet dann aber seine Schönheit mit einer Wahrhaftigkeit, die einen üblen Kater am nächsten Morgen ausschließt. Alternative Rock trifft auf neuen Art Rock, MARILLION sitzen im Schaukelstuhl und nicken lächelnd wie der wissende Großvater in der Wohnzimmerecke. Die Gefühligkeit von SYLVAN wird gestreift, ohne deren theatralische Exaltiertheit zu übernehmen. Das melancholisch Lockere neuer QUIDAM strömt inmitten ganz GAZPACHO-eigener Dramatik. Die Gitarren dürfen zwar auch mal aufdrehen, aber undurchdringliche Wälle werden hier nicht geschichtet. Fein ziseliertes Piano perlt warm, der Bass puckert verspielt, Violine und Mandoline nutzen ihre instrumenteneigene Dynamik, um erfreulich klischeearm die großen Gefühle zu fördern. Jan-Henrik Ohmes schwermütig schmeichelnde Stimme verbreitet zwar vornehmlich Herbststimmungen, verweigert sich aber tränendrückender Lächerlichkeit konsequent. „Missa Atropos“ protzt nicht mit orchestralem Overkill, kennt keinen Knall und Rauch und lockt nicht mit plakativer Süßlichkeit. Man muss also hinschauen und durchdringen, um zum Kern vorzustoßen und etwas von Bestand freizulegen.
FAZIT: Sehr reif und ausgewogen präsentieren sich GAZPACHO auf ihrem sechsten Album. Unaufdringlich und perfekt eingespielt zeigt die Band, wie melancholischer Art Rock mit Klasse an der Schwelle zum Alternative zu klingen hat. „Missa Atropos“ wird am Ende des Jahres sicher zu den Genre-Highlights gehören.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Mass For Atropos I
- Defense Mechanism
- I Was Never Here
- Snail
- River
- Mass For Atropos II
- Missa Atropos
- She´s Awake
- Vera
- Will to Live
- Mass for Atropos III
- Splendid Isolation
- An Audience
- Bass - Kristian Torp
- Gesang - Jan-Henrik Ohme
- Gitarre - Jon-Arne Vilbo, Mikael Krømer
- Keys - Thomas Andersen
- Schlagzeug - Lars Erik Arp
- Sonstige - Mikael Krømer (Violone, Mandoline)
- Night (2007) - 9/15 Punkten
- Tick Tock (2009) - 12/15 Punkten
- Missa Atropos (2010) - 11/15 Punkten
- Demon (2014) - 13/15 Punkten
- Night Of the Demon (2015)
- Soyuz (2018) - 11/15 Punkten
- Fireworker (2020) - 9/15 Punkten