Partner
Services
Statistiken
Wir
Gazpacho: Soyuz (Review)
Artist: | Gazpacho |
|
Album: | Soyuz |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Melancholischer Progressive Rock |
|
Label: | Kscope/Edel | |
Spieldauer: | 47:34 | |
Erschienen: | 06.04.2018 | |
Website: | [Link] |
Wenn die norwegischen Progrocker GAZPACHO auf den musikalischen Plan treten, dann kann man progressive Melancholie und geheimnisvolle Texte erwarten, die sich in einem Kosmos zwischen „typisch nordisch“ und „anglo-amerikanisch proggig“ sowie deutlichen Querverweisen Richtung RADIOHEAD, als die Computer noch ganz okay fanden, bewegen. Das ist im nordischen GAZPACHO-Universum nichts Neues, sondern Altbewährtes.
Gibt es nun von „Soyuz“, ihrem 2018er-Album, Neues zu berichten?
Nein – außer, dass auch dieser progressive Flug mit dem zum Pech verdammten russischen Raumschiff Sojus vordergründig auf Altbewährtes setzt und damit sicher alle GAZPACHO-Freunde erfreuen wird, die bereits seit über 15 Jahren auf die Norweger schwören.
Natürlich wartet das Sextett wieder mit ein paar effektvollen Überraschungen auf, die allerdings nicht wirklich maßgeblichen Einfluss auf die Musik von „Soyuz“ haben. Als da wären, dass man auf dem das Album abschließenden „Rappaccini“ die älteste Aufnahme einer menschlichen Stimme aus dem Jahr 1860 hört oder dass mit „Emperor Bespoke“ ganz offensichtlich Christian Andersens (Der übrigens kein Norweger, sondern Däne ist, auch wenn der GAZPACHO-Keyboarder den gleichen Nachnamen wie der Märchenerzähler trägt!) Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ als Inspiration und zugleich als Abrechnung mit der Monarchie diente: „You‘ll die of pleasure / You‘ll do whatever you can / For the glory of the throne.“
Am ausgefallensten aber ist die Idee, sich in „Sky Burial“ und dem folgenden „Fleeting Things“ mit der tibetanisch-buddhistischen Himmelsbestattung auseinanderzusetzen, bei der die Toten stückweise an die Geier und Wildvögel verfüttert werden, um so in den Himmel zu gelangen. Wer sie dort zusammensetzt, ist leider nicht überliefert, genauso wenig wie die Antwort darauf, ob es bei dieser Puzzle-Arbeit auch schon zu fehlerhaften Konstruktionen kam. Das könnte verdammt ärgerlich bei der nächsten Katharsis werden. Aber auch GAZPACHO beweisen in ihren Texten jede Menge Sinn für schwarzen Humor, so ernsthaft auch die Thematik des gesamten Albums sein mag, die sich darum dreht, dass alles vergänglich ist und man, statt das Lebendige zu genießen, auch noch kalte Kriege führt, wobei immer wieder solche Schlüsselworte wie Gott, Berge, Schmerz, Leben oder Reich auftauchen. Der Tod selber lauert weniger in den Texten, dafür jedoch hinter den größtenteils finsteren Klängen aus der progressiven GAZPACHO-Gruft.
Allerdings erscheint gerade bei diesem, doch verdammt RADIOHEAD-lastigen Album der bei laut.de getroffene Vergleich: „PINK FLOYD trifft auf STOCKHAUSEN“, ziemlich gewagt. „MARILLION, ANATHEMA und RADIOHEAD zu Besuch auf dem Friedhof“, wäre da schon passender, auch wenn das knapp 14minutige „Soyuz Out“ erst postrockend ausbricht, um sich dann in verhallten Ambient-Sounds und atmosphärischem Gesang zu verlieren.
Ein dicker Pluspunkt geht außerdem an den großartigen Sound, der die gesamte Atmosphäre nicht nur betont, sondern wie eine Nebelwand immer voluminöser werdend dem Zuhörer erst entgegenschwebt, dann einhüllt und bis zum Ende von „Soyuz“ nicht wieder loslässt, bis sich GAZPACHO mit Klavier, Violine und fragilem Gesang sowie einer mehr als deutlichen MARILLION-Melodie von uns mit dem durch die älteste Stimme der Welt eingeleiteten „Rappaccini“ verabschieden...
FAZIT: Großes Prog-Kino mit tödlichem Ausgang. GAZPACHO bleiben sich auch auf „Soyuz“ rundum (Melancholischer Prog, großartiger Sound, ausgezeichnet gestaltetes Digi-Book mit allen Texten und finsteren Bildern!) treu!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Soyuz One
- Hypomania
- Exit Suite
- Emperor Bespoke
- Sky Burial
- Fleeting Things
- Soyuz Out
- Rappaccini
- Bass - Kristian „Fido“ Torp
- Gesang - Jan-Henrik Ohme
- Gitarre - Jon-Arne Vilbo, Mikael Krømer
- Keys - Thomas Alexander Andersen
- Schlagzeug - Robert Risberget Johansen
- Sonstige - Mikael Krømer (Violine)
- Night (2007) - 9/15 Punkten
- Tick Tock (2009) - 12/15 Punkten
- Missa Atropos (2010) - 11/15 Punkten
- Demon (2014) - 13/15 Punkten
- Night Of the Demon (2015)
- Soyuz (2018) - 11/15 Punkten
- Fireworker (2020) - 9/15 Punkten