Als mein Chefredakteur mich fragte, ob ich mir dieses Album wirklich antun wollte, war ihm gerade nicht bewusst, dass ich eine geheime Vorliebe für Deutschrock mit Frau am Mikrofon habe. So bin ich Mitglied der StudiVZ-Gruppe "Juli-gar-nicht-mal-so-schlecht-Finder", gab dem aktuellen LUXUSLÄRM-Album hier in diesem Magazin 11 Punkte und eine Band namens KARPATENHUND hatte eines meiner Top 15-Alben des Jahres 2009 veröffentlicht. Somit ist die REISEGRUPPE FISCHER bei mir bestens aufgehoben, denn dieses Quartett passt mit seinem selbstbetitelten Debütalbum ziemlich genau in die immer noch ziemlich angesagte Schublade.

Den Namen hat man sich übrigens gegeben, weil man als Band ja ständig auf Achse ist und somit halt eine Art Reisegruppe darstellt, bei der Frontfrau Susan Fischer offenbar die Reiseleitung übernommen hat. Die Dame hat darüberhinaus eine kraftvolle, nicht zu liebe und schon gar nicht piepsige Stimme mit hohem Wiedererkennungswert, manchmal erinnert sie mich an NENA, was aber nicht negativ gemeint ist. Mit dieser Stimme begleitet sie zwölf simple, eingängige Nummern, die bis auf eine Ausnahme die radiotaugliche Grenze von dreieinhalb Minuten nicht überschreiten. Die Melodien sind gefällig und gehen schnell ins Ohr, nach dem zweiten Durchlauf kennt man das Album in- und auswendig.

Mitunter schaffen es die Songs dann auch, sich längerfristig im Ohr zu halten. So gelingt besonders der Einstieg in das Album mit der Single "Hollywood", das mit seinem frechen Text über einen Angeber und seiner "Dumm fickt gut"-Freundin gefällt, recht ordentlich. Das im Gesang leicht hysterisch wirkende "So anders" geht ebenso in Ordnung, wie das nette, metaphorisch getextete "Dann wachst Du auf". Danach verfällt das Album langsam, aber sicher in etwas biederer Mutlosigkeit. Der mehrfach interpretierbare Rache-Song "Bang Bang" sowie das zum Ende hin noisig werdende "Zeit" sind zwar noch positiv hervorzuheben, Betroffenheits-Songs wie "Mädchen wie Du" und sattsam oft gehörte Zwischenmenschlichkeiten in "Waffen nieder!", "Zwischen uns" oder "Hör auf" kennt man aber inzwischen zur Genüge. Lediglich die postrockige Gitarrenarbeit in der abschließenden Ballade "Wie ein Engel" lässt nochmal aufhorchen.

FAZIT: Handwerklich gut, teils interessant getextet und prima gesungen schwimmt die REISEGRUPPE FISCHER gekonnt im Mainstream-Pool, um mich richtig zu begeistern wäre allerdings in jeder Hinsicht mehr Mut erforderlich.