Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Sonata Arctica: Pariah's Child (Review)

Artist:

Sonata Arctica

Sonata Arctica: Pariah's Child
Album:

Pariah's Child

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Melodic Power Metal

Label: Nuclear Blast
Spieldauer: 53:18
Erschienen: 28.03.2014
Website: [Link]

Lange haben die Fans der ersten Stunde gemeckert – bislang bissen sie allerdings bei Tony Kakko, Frontmann und Hauptkomponist bei SONATA ARCTICA, auf Granit. Eine Rückkehr zum alten, hochmelodischen Power Metal werde es nicht mehr geben, so Kakko. Alben wie „Unia“ oder „The Days Of Grays“ boten dann auch eher verkopftes, querdenkendes Material, das mit zahlreichen progressiven Ansätzen allerdings deutlich über das Ziel hinausschoss. War das 2012er-Album „Stones Grow Her Name“ schon ein leichter Fingerzeig in Richtung eigene Vergangenheit, ballen die Finnen auf „Pariah’s Child“ nun komplett wieder die Faust.

Es ist nun nicht so, dass das achte Studioalbum in 15 Jahren den gleichen, naiven Charme besitzt wie „Ecliptica“ oder „Silence“, mit denen SONATA ARCTICA schon zu Band-Frühzeiten den Grundstein für ihre erfolgreiche Karriere legten. Vielmehr kombiniert das Quintett die Melodien und das powermetallische Grundgerüst ihrer Erstwerke mit den spielerischen und kompositorischen Fähigkeiten, die sie sich im Laufe ihres 15-jährigen Bandbestehens angeeignet haben. Herausgekommen ist dabei mit „Pariah’s Child“ ein Album, das ohne Umschweife als das beste der Band seit gut zehn Jahren gelten kann.

Besonders gefällt auf „Pariah’s Child“ die Vielfalt. Auch wenn in nahezu jedem der zehn Songs Uptempoparts und/oder schwermetallische Riffs und Songstrukturen auftauchen, schaffen es Kakko und seine Mitstreiter, zu keiner Sekunde Langeweile oder gar Monotonie aufkommen zu lassen. Stetig pendelt die Band zwischen hell und dunkel, zwischen laut und leise, schnell und langsam, fröhlich und traurig. Und anders als auf den Vorgängern findet sie dabei die richtige Balance aus spielerischem Anspruch und Nachvollziehbarkeit. Um die Brüche zwischen den einzelnen Stücken nicht zu groß werden zu lassen, gibt es zu fast allen Stücken ein kurzes Intro oder Outro bzw. eine Überleitung – man merkt, dass SONATA ARCTICA viel Zeit damit verbracht haben, an den Details zu feilen und dem Album den richtigen Fluss zu verpassen.

Mit „The Wolves Die Young“ beginnt das Album noch relativ unspektakulär, doch der feine Refrain setzt sich nahezu unmerklich im Gehirn fest und verlässt dieses auch nach mehreren Wochen nicht. „Running Lights“ bietet fast durchgehend Doublebasstempo, „Take One Breath“ schaltet dagegen einen Gang zurück und verströmt die typische finnische Melancholie. Metal-Fans mit Zuckerallergie werden von „Cloud Factory“ sicherlich Zahnschmerzen bekommen, doch der fröhliche Melodienoverkill zählt nach Ansicht des Kritikers zu den absoluten Höhepunkten des Albums – wie auch das folgende „Blood“, das abwechslungsreich gestaltet ist, gleichermaßen hart wie hitverdächtig ist. „What Did You Do In The War, Dad?“ ist ein klassischer Laut-Leise-Song, der ebenfalls ein Highlight der Bandgeschichte ist; sanfte, nachdenkliche Strophen mit sparsamer Instrumentierung funktionieren bestens neben den lauten, keyboardlastigen Parts. „Half A Marathon Man“, den Kakko in rekordverdächtig kurzer Zeit schrieb, fällt mit seinen rockigen Arrangements ein wenig aus dem Rahmen, auch qualitativ: Der Song bleibt auch nach dem 30. Hördurchgang blass. „X Marks The Spot“ nimmt pointiert die TV-Prediger aufs Korn, zeigt aber auch mehr als nur einen Funken Selbstironie – und ist ganz nebenbei ein kommender Bandklassiker mit Hang zum Klamauk. „Love“ bedient als Ballade die üblichen Klischees, bevor mit „Larger Than Life“ ein Zehnminüter das Album beendet – und wie: Große Melodien, klassische Arrangements, Abdeckung der gesamten musikalischen epischen Bandbreite, ein unglaublich (!) vielseitig agierender Sänger – und ein veritabler Hit. Larger Than Life eben.

Ein Wort noch zu den Lyrics: Mancher wirft den Finnen vor, sprachlich auf Englisch-Grundkurs zu agieren – was hier und dort vielleicht auch nicht ganz falsch ist. Dennoch: Hinter den manchmal simplen Satzkonstruktionen verbergen sich schöne Geschichten. So bietet „Cloud Factory“ eine klassische „I Want Out“-Thematik und eben nicht eine, wie man angesichts des Titels denken könnte, Geschichte aus Wolkenkuckucksheim. Auch „What Did You Do In The War, Dad?“ berührt – auch ohne dass man ständig das Wörterbuch in die Hand nehmen müsste.

FAZIT: Die Rückkehr des Wolfes auf dem Cover und die Verwendung des ursprünglichen Logos runden ab, was „Pariah’s Child“ auf musikalischer Ebene zu bieten hat. Mitreißender Power Metal mit großartigen Melodien trifft auf musikalischen Anspruch – und trifft dabei so gut wie immer den richtigen Ton. Manchmal hilft es eben doch, wenn man auf seine Fans hört. Alles richtig gemacht, SONATA ARCTICA!

Lothar Hausfeld (Info) (Review 8752x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Wolves Die Young
  • Running Lights
  • Take One Breath
  • Cloud Factory
  • Blood
  • What Did You Do In The War, Dad?
  • Half A Marathon Man
  • X Marks The Spot
  • Love
  • Larger Than Life

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 21.04.2014

User-Wertung:
14 Punkte

Der Review kann ich ohne Einschränkung zustimmen: die für mich beste Scheibe seit "Winterheart's Guild"
Englisch-Grundkurs = typisch deutsche Oberlehrermanieren
Christoph
gepostet am: 20.10.2014

User-Wertung:
5 Punkte

Ich kann die positive Kritik nicht wirklich nachvollziehen. Das Album klingt für mich als hätte es ein zehnjähriger mit MusicMaker zusammengeklatscht. Das Keyboard scheint zeitweise in einer vollkommen anderen Taktart zu spielen wie die Drums. Die Vocal-lines klingen stark random, es ist zeitweise fast unmöglich denen zu folgen. Es gibt mitten in den Songs irgendwelche Stilwechsel wo sie nicht hinpassen und Soundkullissen ala Fußballstadion, Motorenlärm oder buddhistischer Tempel in Laos. Ebenso vermisse ich signifikante Gitarrensolos. Das Album ist mir persönlich zu verspielt und klingt insgesamt eher unseriös und improvisiert. Es lässt ein konsequentes Konzept vermissen.
Für mich ist das das schwächste Sonata-Album.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!