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Hypno5e: Shores Of The Abstract Line (Review)
Artist: | Hypno5e |
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Album: | Shores Of The Abstract Line |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Metal / Experimental |
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Label: | Pelagic Records | |
Spieldauer: | 61:26 | |
Erschienen: | 19.02.2016 | |
Website: | [Link] |
Manchmal, da gibt es Alben, die sind wagemutig, ambitioniert, im Endergebnis absolut unvergleichbar, obwohl sie sich natürlicherweise in einzelnen Aspekten fremde Stilvorgaben zu eigen machen. Es gibt auf Anhieb keinen schlüssigen Grund, sie nicht als Meisterwerke zu deklarieren, da sie etwas ganz Besonderes darstellen, das nicht alle Tage auf den Plattentellern landet. Und doch… man fühlt sie nicht so, wie sie sich anfühlen sollten.
„Shores Of The Abstract Line“ ist so ein Album; vielleicht ist HYPNO5E so eine Band. Denn im kleineren Rahmen hatte das Vorgängerwerk eine ganz ähnliche Ausstrahlung. Die Franzosen deklarieren ihr Schaffen als multimediale Gesamtkunst, mit Videountermalung auf Konzerten und allem drum und dran. Ihre Musik ist bilingual - dank des spanisch gesungenen „Central Shore – Tio“ diesmal sogar trilingual. Sie verströmt aus allen Poren den Drang, etwas Bedeutsames zu erzählen. Es herrscht nicht dieselbe semantische Leere vor wie bei einigen modernen Djent-Progmetallern, für die komplexe Patterns alles sind, was zählt, so dass etwas wie ein kaltes Architektenhaus ohne Möblierung dabei herauskommt, das eher die Funktion einer Skulptur einnimmt als von Wohnlichkeit. Nein, gerade „Shores Of The Abstract Line“ ist eine halbe Novelle, die immer wieder das Kompositorische zurücknimmt, um französischen Sprechern die Bühne bei zurückhaltendem Piano zu überlassen.
All das zu Lasten einer straffen Linie, denn in der guten Stunde Musik verbergen sich sehr viele Zwischenspiele, die mit Ambience aufgefüllt werden. Die von Palm Mutes und teilweise antreibend gespielten Powerchords durchsetzten Riffs (mit starker Abfärbung des letzten Ergusses der Tourkollegen und Landsmänner von GOJIRA) schlagen wie Bomben in die besonnene Landschaft ein, die mitunter wirkt wie ein verträumtes Unterwasserpanorama, ziehen sich aber meist ebenso schnell wieder zurück und markieren die Songs nicht durchgehend mit ihrer Struktur. Das schafft natürlich viel Platz für Experimente – mal klingt altmodischer Chanson-Prog à la LAZULI durch, dann teilt man sich ein Lager mit unzähligen Post-Rock-Vertretern und hin und wieder schlägt eben die Härte aus jenem Djent-Lager durch, zu denen man HYPNO5E trotz allem noch am ehesten zuteilen würde, wenn man müsste. Zum Glück aber muss man nicht und darf auch einfach mal akzeptieren, dass in die neofuturistischen Metal-Klänge plötzlich Flamencogitarren einfallen – so etwas hört man nicht oft, warum sollte man es also nicht ausprobieren.
Nur bleibt es eben manchmal beim Ausprobieren. In vielerlei Hinsicht wirkt „Shores Of The Abstract Line“ wie ein unfertiger Rohschnitt (übrigens auch in Sachen Produktion), weil man während der Schreib- und Aufnahmephase ohrenscheinlich so viele Pläne verfolgte, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen sein würde, sie auf ein homogenes und durchweg schlüssiges Musikalbum herunterzubrechen.
FAZIT: Nicht falsch verstehen: „Shores Of The Abstract Line“ ist eigentlich so viel erfahrens- und empfehlenswerter als jede nächste Nummer Sicher aus dem Selbstbaukatalog, klingt aber in seiner blinden Ambitioniertheit dermaßen unvollendet, dass man unweigerlich den Wunsch nach Fertigstellung entwickelt. Was positiv gesprochen aber auch bedeutet, dass diese Band noch nicht alles gesagt hat.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- East Shore - Landscape In The Mist
- East Shore - In Our Deaf Hands
- West Shore - Where We Lost The Ones
- West Shore - Memories
- Central Shore - Tio
- North Shore - The Abstract Line
- North Shore - Sea Made Of Crosses
- South Shore - Blind Man's Eyes
- Bass - Gredin
- Gesang - Emmanuel Jessua, Gredin
- Gitarre - Emmanuel Jessua, Jonathan Maurois
- Schlagzeug - Théo Begue
- Acid Mist Tomorrow (2012) - 10/15 Punkten
- Shores Of The Abstract Line (2016) - 9/15 Punkten
- Alba - Les Ombres Errantes (2018) - 13/15 Punkten
- Sheol (2023) - 14/15 Punkten
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