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Dwiki Dharmawan: Hari Ketiga (Review)

Artist:

Dwiki Dharmawan

Dwiki Dharmawan: Hari Ketiga
Album:

Hari Ketiga

Medium: Download/Do-CD
Stil:

Jazz-Rock-Opera

Label: MoonJune Records
Spieldauer: 154:42
Erschienen: 18.12.2020
Website: [Link]

Das ist wirklich unerwartet, womit uns der begnadete indonesische Weltmusik-Jazz-Rocker DWIKI DHARMAWAN auf „Hari Ketiga“, einer Improvisation in 9 Akten, wie er es nennt, überrascht. Zugleich aber ist es auch sehr gewöhnungsbedürftig, was der Keyboarder hier konzeptionell nach einer Story von Alessandro Ducoli und musikalisch mit dem singenden Vokal-Akrobaten BORIS SAVOLDELLI, dem Touch-Gitarristen MARKUS REUTER und Schlagzeuger ASAF SIRKIS auf die – nennen wir es einfach mal experimentelle Jazz-Rock-Improvisations-Oper – Beine stellt…

Savoldelli, der sich selber unter seiner fb-Seite als einen Stimmen-Performer, welcher ständig sein 'Vokal-Instrument' wechselt, bezeichnet, holt aus seinen Stimmbändern wirklich die ungewöhnlichsten Klangstrukturen heraus, die mal wie eine vokale Free-Jazz-Improvisation, dann aber auch wie der italienische Chansonier LUCIO DALLA klingen.

Umrahmt wird diese Geschichte, welche sich mit der Zerstörung, aber auch Rettung der Erde sowie der weiteren Eroberung des Weltraums in Form einer Parabel, in der drei Charaktere – Vater, Mutter und Sohn – sowie das Logbuch „Hari Ketiga“ eine wichtige Rolle spielen, auseinandersetzt, von sehr ungewöhnlichen, experimentellen Klängen, die sich zwischen progressiven Ambient-Sounds, Touch-Gitarren-Experimenten, Stimmverfremdungen, akustischen Piano- plus Mellotron- und Fender-Rhodes-Tastaturspielereien, schräge Schlagzeug-Rhythmen und jede Menge elektronische Effekte bewegen.

Es geht um den Mord an der Mutter – und damit der Erde – und ein daraus resultierendes Urteil, das mithilfe der Energie (= Liebe) und Intelligenz (= Seele) im Universum (= Umwelt) gefällt wird. Und dass als Mörder am Ende der Mensch, eigentlich der von der Mutter 'Erde' geliebte Sohn, entlarvt wird, ist…. (Hier bilde sich nach dem Hören und Verfolgen der Geschichte bitte jeder sein eigenes Urteil!) So brachte jedenfalls die Mutter mit ihrem eigenen Kind zugleich auch ihren Mörder zur Welt.

Stellenweise mäandert dabei die eine oder andere Szene zu schwerfällig vor sich hin, so als wäre sie auf der Suche nach dem richtigen Weg, eine klare Richtung oder dem speziellen Rhythmus, der sich einfach nicht auftuen will. Manchmal zerrt sie einem aber auch regelrecht mit ihren komplett frei-improvisierten, jazzartigen Exkursen an den Nerven. Es passiert in den 145 Musikminuten zwischen Kakophonie, Schönklang und kritischer Story jedenfalls jede Menge, das nicht nur den vier Musikern, sondern auch den Hörern verdammt viel abverlangt. Zudem sollte man sich nach Möglichkeit zuvor mit der sehr umfangreichen Geschichte, die man in dem 28-seitigen Booklet nachlesen kann, auseinandergesetzt haben, damit man nicht völlig unvorbereitet in diesen eruptiven Klang-Kosmos von „Hari Ketiga“, der so krank klingt wie es das Klima unsere Erde ist, stürzt.

Natürlich ist bei dieser Thematik die Grundstimmung eine recht düstere, aber sich auch wieder und wieder auf natürliche Elemente, wie traditionelle Instrumente, indonesische Stammesmusik, italienischen Gesang mit Chanson-Charakter usw., beziehende, die sich aufhellt, in all dem Chaos einem wieder Zeit zum Atemholen lässt. Sogar ein angedeutetes Schlagzeug-Solo wirkt hierbei fast erholsam, denn oftmals muss man auch bei der apokalyptischen Grundstimmung des Text-Konzepts, das tatsächlich wie ein dramatisches Bühnenstück konzipiert ist, regelrecht nach Luft schnappen, auch wenn am Ende die Erkenntnis, dass nur die Liebe dazu in der Lage ist, die Erde zu erhalten, aber auch mit ihrer Zerstörung zugleich die Liebe zerstört wird, recht versöhnlich ausfällt.

FAZIT: Es ist ein sehr schweres Kunstwerk geworden, mit dem uns hier DWIKI DHARMAWAN mit namhafter Unterstützung von MARKUS REUTER, ASAF SIRKIS und dem Vokalakrobaten BORIS SAVOLDELLI sowie einem wie ein tragisches Bühnenstück angelegtem Konzept über die Zerstörung von Mutter Erde überrascht. Vielleicht glauben einige, dass der indonesische Pianist mit „Hari Ketiga“, einer experimentelle Jazz-Rock-Improvisations-Oper mit all den düsteren Stimmungsansätzen wie bei Wagner und manchmal sogar irreführender, kurzer Muzak-Unbeschwertheit, doch Harakiri betreibt, aber weit gefehlt. Ein klassisches Jazz-Improv-Konzeptwerk, wie es auf diese Art noch nie gegeben hat. Wer sich hierauf einlassen kann, wird wohl mit einem der ungewöhnlichsten zeitgenössischen Musikereignisse (in Text und Musik) der Gegenwart belohnt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2445x gelesen, veröffentlicht am )

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13 Punkte
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Tracklist:
  • CD 1 (76:20):
  • Act I: The Earth
  • Act II:The Man
  • Act III: The Event Horizon
  • CD 2 (78:22):
  • Act IV: The Loneliness Of Universe
  • Act V: You'll Never Be Alone
  • Act VI: The Facts Is Done (incl. Intro: Ofalangga)
  • Act VII: The Perpetual Motion (incl. Intro: Sio Layar)
  • Act VIII: The Deal
  • Act IX: The Memory Of Things

Besetzung:

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