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Maria Callas: La Divina (Review)
Artist: | Maria Callas |
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Album: | La Divina |
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Medium: | LP/CD-Box/Deluxe | |
Stil: | Klassik, Oper, Stimmwunder |
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Label: | Warner Classics | |
Spieldauer: | 49:13 | |
Erschienen: | 22.09.2023 | |
Website: | [Link] |
Sprechen wir heutzutage von einer Diva (übersetzt aus dem Italienischen: die Göttliche), dann verbirgt sich dahinter eine Künstlerin, die durch exzentrische Allüren und ein ungewöhnliches, fast majestätisch übertriebenes Verhalten sowie eine faszinierende Ausstrahlung auf sich aufmerksam macht. Sofort kommt einem dabei eine Sängerin in den Sinn, die als Mensch und Musikerin diesen Begriff als solchen durch ihr Auftreten maßgeblich prägte sowie lebte und zudem über eine Stimme als Opernsängerin verfügte, die Gläser zerspringen lassen konnte: MARIA CALLAS – oder eben 'DIE' CALLAS!
Im Dezember dieses Jahres feiert die (nicht nur Opern-)Welt den 100. Geburtstag dieser griechischen Ausnahmesängerin und weltweit zugleich bedeutendsten Sopranistin aller Zeiten, deren Leben unglücklich, angeblich mit gebrochenem Herzen, und zurückgezogen im Alter von nur 53 Jahren im September 1977 endete. Das glücklose Ende eines lang gefeierten, ruhmreichen Lebens – auch das ist oftmals das tragische Schicksal der Diven, denen ihr noch zu Lebzeiten als unsterblich empfundener Ruhm einfach am Ende viel zu groß wurde, als dass man damit (über)leben könnte.
Was Callas' Diva-Dasein – im Sinne des Göttlichen – aber keinesfalls in Frage stellte, waren und sind immer ihre außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen, welche zu einer Ausnahmestellung führten, und eine Stimme, die selbst in der Opern-Szene unter den größten Stimmen aller Zeiten unvergleichlich geblieben ist. Nun also gibt es MARIA CALLAS in den unterschiedlichsten Arten und auf noch nie so vielen Formaten und in einem dermaßen großen Umfang aus Anlass ihres 100. Geburtstags zu hören und bewundern – wie beispielsweise auf der hier besprochenen LP „La Divina“ oder einer riesigen, in diesem Umfang noch nie dagewesenen CD-Box (Wichtiges dazu als PS am Ende dieser Kritik).
Schon das LP-Cover ist faszinierend sowie ausdrucksstark und bringt rundum auf beeindruckende Weise die Wirkung und Aura von MARIA CALLAS, dieser künstlerisch unsterblichen sowie verführerischen und gerade darum auch so zerbrechlichen Diva, zum Ausdruck.
Schlägt man das LP-Gatefoldcover nun auf, darf man neben zwei aussagekräftigen Fotos (einmal eine sehr kritisch und bedrückt dreinblickende Callas im Studio und einmal eine glücklich dreinblickende auf der Bühne) gleich in drei Sprachen (auch Deutsch) ihre Kurz-Biografie nachlesen, welche mit dem Satz: „Maria Callas wurde 1923 als Kind griechischer Eltern in New York geboren“ beginnt und mit „Im September 1977 starb MARIA CALLAS allein in ihrem Pariser Apartment“ endet. Statt 'allein' hätte es wohl 'verzweifelt und zurückgezogen' noch passender getroffen, denn obwohl als Todesursache ein Herzinfarkt angegeben wurde, halten sich bis heute hartnäckige Gerüchte, die von Medikamentenmissbrauch und Selbstmord sprechen, welche durch die schnelle Einäscherung ihrer Leiche kaum noch wider- oder belegt werden können.
Am Ende wurde DIE CALLAS mit all ihren Leidenschaften für die Oper in etwa das, was bereits 1970 eine JANIS JOPLIN mit ihrem Tod für die Rock-Musik wurde: Eine tragische Heldin, über die und deren Leben man selber eine rundum spannende Oper mit ihr in der Hauptrolle hätte schreiben können.
All das spielt aber beim Genuss der klug und sehr interessant zusammengestellten LP keine Rolle.
Hierbei erweist sich bereits die Idee, die erste Seite ausschließlich mit Studio-Aufnahmen der Jahre 1954 – 1965 und die zweite Seite nur mit Live-Aufnahmen der Jahre 1955 – 1963 zu füllen, als genau richtig, um sich das wichtigste Callas-Oeuvre aus beiden Blick/Hörwinkeln zu erschließen.
Die LP-A-Seite mit den Studio-Aufnahmen wird mit dem 2014 hochwertig von den 'Abbey Road Tapes' remasterten „Vissi d'arte“ aus Puccinis 'Tosca' eröffnet. Noch heute spricht man bei diesem Titel von dem 'persönlichen Manifest' der Callas, da sie gerade in der Rolle der Tosca auf einzigartige Weise aufgehen konnte, sodass der Opernkenner heutzutage, wenn er 'Tosca' hört, zugleich an DIE CALLAS denkt, die mit ihrer Interpretation nicht nur Tosca, sondern auch sich selber in unendlich künstlerische Sphären hob.
Auf der LP-Studio-Seite gibt es noch ein zweites Stück von Puccini, diesmal aber aus 'Madame Butterfly', sowie weitere von Bizets 'Carmen', Verdis 'Rigoletto' und Catalanis 'La Wally' zu hören. Allesamt in besagter sehr guter 2014er-Remaster-Qualität. Unglaublich, was dabei aus den mitunter über 60 Jahre alten Aufnahmen klangtechnisch herausgeholt werden konnte.
Die Live-Seite beginnt dann sofort mit einem der erfolgreichsten und bekanntesten Stücke, das in Paris 1958 gemeinsam mit großem Chor aufgeführt wurde: „Casta Diva“ aus Bellinis 'Norma' (übrigens mit 89 Aufführungen die meistgespielte Rolle der Callas), das ein lautstark applaudierendes und begeisterte Ovationen rufendes Publikum zur Folge hat…
...und der LP-B-Seite, die ausschließlich aus Live-Aufnahmen der Jahre 1955 – 1963 besteht, die knapp 25 Minuten andauernde Richtung vorgibt, denn diese Publikumsreaktionen setzen sich über die gesamte LP-Seite bzw. die fünf Aufnahmen aus zusätzlich Verdis 'La Traviata', Puccinis 'La Bohème' sowie 'Gianni Schicchi' und Donizettis 'Anna Bolena' fort.
Besonders beeindruckend sind die drei Aufnahmen aus Verdis 'La Traviata' aus dem Jahr 1955, welche die meiste Zeit auf der LP einnehmen. Hier gilt Ähnliches wie für Puccinis 'Tosca': Die Rolle der Violetta wird erst durch die Callas und ihren unglaublichen Gesang in all ihrer Komplexität abgerundet und einzigartig definiert. Über sechzig Mal sang MARIA CALLAS in den Jahren von 1951 bis 1958 diese Rolle und begeisterte damit jedes Mal das Publikum, wobei ein echtes Highlight hierbei die auf der LP verewigte Live-Aufführung des Jahres 1955 an der Mailänder Scala war.
So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass Unsterblichkeit nicht von Glück oder einem wahren Lebensinhalt zu Lebzeiten abhängig ist, sondern auch davon, dass man seines Könnens, seiner Exzentrik und in seiner Begabung wegen zwischen Genie und Wahnsinn zu einer von vielen heiß geliebten Diva werden kann, die am Ende selber an ihrer Liebe verzweifelt. So wie eine MARIA CALLAS – nachzuhören auf „La Divina“.
FAZIT: Hätte das meine ehemalige Musiklehrerin von vor gut 45 Jahren, die uns mit Opern und Operetten zu quälen statt zu begeistern wusste, geahnt, dass ich anno 2023 die LP „La Divina“ von MARIA CALLAS aus Anlass deren 100. Geburtstags als Kritiker besprechen und noch dazu davon begeistert sein würde, sie hätte sicher von ihrem klassischen Arien-Glauben abgeschworen. 'Dieser renitente, aufrührerische Rockmusik-Gammler Koß ist zu blöd für sowas', war immer ihr Gusto. Die Freude an der Musik jedenfalls, auch an Opern (Selbst wenn ich – wohl gerade wegen dieser Musiklehrerin – Jahrzehnte brauchte, um zur Oper einen Zugang zu finden!), konnte sie mir auf weite Sicht trotzdem nicht nehmen. Und diese Freude kommt genau bei „La Divina“ von einer der größten Diven aller Zeiten, deren Leben eine recht tragische Wende nahm, wieder vollumfänglich zum Ausdruck. Die Diva MARIA CALLAS ist ein ariengleicher-tragikreicher und vor allem unsterblicher Mythos, der schon zu Lebzeiten vor genau 100 Jahren begann und bis heute und wohl in alle Zeiten fortbestehen wird. Worin die Gründe dafür liegen, wird jeder erkennen, wenn er einfach „La Divina“ vom Plattenspieler seiner heimischen Anlage aus genießt und feststellt: Diese Diva und ihre Stimme macht genau dem Diva-Begriff, wenn man ihn auf seine Übersetzung aus dem Italienischen beschränkt, alle Ehre – sie ist GÖTTLICH!
PS – zur Box „Maria Callas In All Her Roles“:
Im Laufe des 100. Geburtstag-Jahres von MARIA CALLAS werden zahlreiche digitale Tonträger sowie LP's veröffentlicht. La Divina - MARIA CALLAS in all ihren Rollen ist die umfangreichste Box mit Callas-Aufnahmen, die jemals veröffentlicht wurde. Sie präsentiert die Sängerin in allen 74 Rollen, für die Tondokumente existieren. Die Deluxe-Box enthält ihre kompletten Studioaufnahmen, eine umfangreiche Sammlung ihrer Live-Aufnahmen, die Meisterklassen, die sie an der Juilliard School gab, Videos und eine Bonus-CD mit Weltpremieren: alternative Takes und Arbeitssitzungen von Studioaufnahmen aus den 1960er Jahren. Um den Callas-Nachruhm braucht man sich spätestens mit dieser Veröffentlichung keine Sorgen mehr zu machen, der ist garantiert – und nun sogar durch ihre komplett vorhandenen Musikaufnahmen für alle Zeiten dokumentiert und auf „Maria Callas In All Her Roles“ verewigt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A = Studio Recordings = (24:20):
- Vissi d'arte (PUCCINI Tosca)
- L'amour est un oiseau rebelle (BIZET Carmen)
- Un bel di vedremo (PUCCINI Madama Butterfly)
- Gualtier Malde! / Caro nome (VERDI Rigoletto)
- Ebben? Ne andrò lontana (CATALANI La Wally)
- Seite B = Live Recordings = (24:53):
- Casta Diva (BELLINI Norma)
- Ah, fors'è lui che l'anima / Follie! Follie! Delirio vano è questo! / Sempre libera (VERDI La Triviata)
- Si. Mi chiamano Mimi (PUCCINI La Bohème)
- Coppia iniqua, l'estrema vebdetta (DONIZETTI Anna Bolena)
- O mio babbino caro (PUCCINI Gianni Schicchi)
- Gesang - Maria Callas, Renato Ercolani, William Dickie, Carlo Forti, Giuseppe Di Stefano, Gabriella Carturan, Gianni Raimondi, Chöre
- Sonstige - Philharmonia Orchestra, Orchestre de la Société des Cocerts du Conservatoire, Orchestre du Théatre National de l'Opera de Paris, Orchestra del Teatro alla Scala, Royal Philharmonic Orchestra, Orchestra National de la RTF
- La Divina (2023)
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