San Francisco, eine Wiege der Hippie-Bewegung und Heimat der ersten Psychedelic-Schwergewichte … THE CHAW passen mit ihrem Debüt prima in dieses Umfeld, wenngleich sie durchaus Wässerchen trüben können, da sie ihren unterschwellig schmierigen Sound mit düsteren Surf-Gitarren und einer Stimme zwischen Jim Ian Astbury und Nick Cave anreichern.

Nicht vergessen sollte man auch das knätschige Keyboard, mit dem THE CHAW bereits im Opener die Achtziger aufleben lassen. Wo etwa die Franzosen SOROR DOLOROSA die glattere Seite des Gothic-Genre hervorkehren, spielen diese Amerikaner urtümlichen Deathrock mit Wave-Bezügen, der während „The Whole Night Through“ an die klassischen BAUHAUS erinnert. „The Road“ hingegen scheint passend zum Titel ein Stück für den entspannten Trip auf James Deans Spuren ersonnen worden zu sein.

Das Instrumental „In The Valley“ klingt so sakral, dass man glaubt, die Kindheit von Frontmann Stephen als Sohn eines Predigers und Kirchengründers habe sich darin niedergeschlagen, aber ganz allgemein scheinen THE CHAW die Schattenseiten des amerikanischen Westens und ihre Ambivalenz – schließlich müssen sie die Gegend als dort Beheimatete auch zu schätzen gelernt haben – hörbar machen zu wollen. Dementsprechend klingen die Musiker abwechselnd unbeschwert (relativ betrachtet) wie in „The Feud“ und dann umso bleierner, beispielsweise im herausragenden Doomer „Mount Diablo“.

die beiden betörenden Balladen „Changing Blues“ und „I With You“ fallen ob ihrer sporadischen Instrumentierung aus dem Rahmen, wobei letztere nach drei vom sieben Minuten mit im rauschenden Wind pulsierendem Bass die Spannungsschraube dreht, ehe Schreffler das Album auf einer verzweifelt aufbegehrenden, dann resignierenden Note enden lässt. Intensiv ist das passende Adjektiv zur Beschreibung dieser Musik.

Die vorangegangene EP gibt es für lau zum Download, das Digipack des Albums ist aber viel hübscher.

FAZIT: THE CHAW wandeln, was die Stimmung ihrer Lieder betrifft, am Abgrund der Psyche des Gegenwartsmenschen, und untermalen diesen Gang mit Garagenrock, Shoegaze-Elementen sowie dem Schmelz von Chris Isaak, allerdings ohne Anspruch darauf, Schlüpfer zu stürmen. Desillusion und die Preisgabe von allzu Intimen stoßen Paarungswillige schließlich eher ab.