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Motörhead: Clean Your Clock (Review)
Artist: | Motörhead |
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Album: | Clean Your Clock |
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Medium: | CD+DVD/CD+Blu-ray | |
Stil: | Rock / Metal |
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Label: | UDR | |
Spieldauer: | 91:13 | |
Erschienen: | 10.06.2016 | |
Website: | [Link] |
Ob jemand ahnte, dass es sich bei MOTÖRHEADs ausverkauften Konzerten am 20. und 21. November 2015 im Münchener Zenith um die letzten des Trios vor Lemmy Kilmisters Tod handelte? Sicher, verklären kann man hinterher immer, und Wichtigtuer sprechen von einer außergewöhnlichen Stimmung vor Ort, aber dafür mag es auch andere Gründe gegeben haben, zumal man keine Wahrsager sein musste, um angesichts der gesundheitlichen Probleme des Sängers und Bassisten während der vorangegangenen Monate und Jahre Böses zu ahnen.
Wie dem auch sei, mit "Clean Your Clock" - ein typisch schnoddriger Titel, den sich die Ende Dezember gestorbene Eminenz selbst für eine posthume Würdigung hätte ausdenken können - liegt jetzt eine audiovisuelle Nachlese der beiden Auftritte vor, die der Legende keine Schande bereitet. Gesagt sei bereits vorab: Das ist beileibe kein definitives Live-Zeugnis und wurde wahrscheinlich auch nicht mit diesem Anspruch in die Wege geleitet. Es wäre schön, wenn man sich, was dies betrifft, über andere Konzertveröffentlichungen der Gruppe an Lemmy erinnern würde, wobei es sich nicht zwangsläufig um "No Sleep 'til Hammersmith" von 1981 handeln muss. Als Ergänzung respektive Souvenir für Zeugen hat das wie vom Label gewohnt fabelhaft in Szene gesetzte Set aber absolut seine Berechtigung.
Und musikalisch spritzig ist es (wider erwarten?) obendrein: Schlagzeuger Mikkey Dee, der wie immer um sein Leben zu trommeln scheint, stellt sich als Hingucker auf den Brettern heraus, während Phil Campbell, der einmal mehr durch hervorragende Gitarrenarbeit glänzt, alle Leerräume auf einmal auszufüllen sucht, denn sein Arbeitgeber, der auf der Bühne von jeher einen eingeschränkten Bewegungsradius hatte, springt verständlicherweise auch kurz vor seinem Tod nicht fidel durch die Gegend - was er auch gar nicht muss.
Hinsichtlich der Auswahl ihrer Songs bleiben MOTÖRHEAD wie üblich so konservativ, wie man es als Band mit einem solchen Katalog eigentlich gar nicht sein darf, aber schon früh ein Stück von "Bad Magic" zu bringen ("When the Sky Comes Looking for You") ist dann doch wenigstens eine kleine Überraschung. Bei rohem, aber transparentem Sound kommen auch "Just 'Cos You Got The Power" sehr geil und selbstverständlich die ewigen Hits ("Orgasmatron", "Ace Of Spades" …) nicht zu kurz. Der Bomber "fliegt" natürlich ebenfalls über der Bühne, während sich Lemmys Zustand weniger auf sein Bassspiel (starkes Image hin oder her: Der Mann war ein Vollblutmusiker und verstand sein Handwerk bestens, falls jemand Zweifel daran aufkommen lassen möchte) auswirkt als seine Stimme (während des akustischen "Whorehouse Blues" mit Dee am Bass ist die Schwäche des Organs besonders schmerzlich zu hören), aber auch das ist nichts Neues: Von kraftvollem, geschweige denn irgendwie "schönem" Gesang nach landläufigem Verständnis konnte schon seit Jahren keine Rede mehr sein.
Was bleibt, ist das unauslöschliche Bild von Kilmister als einem zum Mythos gewordenen Menschen, auch wenn es dieser Veröffentlichung dazu vermutlich nicht bedurft hätte. Sein bratender Bass, vor allem aber seine Attitüde werden auch für zukünftige Rocker-Generationen Schablonen bleiben, denen wohl so schnell kein Zweiter gerecht werden kann. Lemmy ist schon zu Lebzeiten zur Legende geworden und hat diese mit allen Konsequenzen nach außen hin verkörpert, ob als "self-fulfilling prophecy" oder nicht. Auf "Clean Your Clock" steht er seinen Mann tapfer, weshalb man gar nicht im Nachhinein schönfärben musste, um seine Würde zu erhalten.
Inwieweit er das alles bis zuletzt eigenmächtig/freiwillig tat, weiß nur sein engerer Bekanntenkreis. Jetzt steht zu hoffen, dass man sein Erbe nicht ewig weiter ausschlachtet.
FAZIT: Leichenfledderei braucht bei dieser posthumem MOTÖRHEAD-Tribut niemand zu befürchten. "Clean Your Clock" wurde hervorragend produziert, zeigt die Band mit einer mehr als annehmbaren Performance und bietet auf Blu-ray zusätzliches Bonusmaterial, während das Mini-Gatefold-Digipak mit Pop-up-Motiv (Band-Liveszene mit Bomber) ordentlich etwas hermacht. Auf so viel Lärm jetzt erst mal eine weitere Schweigeminute … Die vermeintlich schöne wie traurige Erfahrung, die Augenzeugen unmittelbar am Ort der dokumentierten Konzerte machten, wird im visuellen Format ein Stück weit nachvollziehbar, auch wenn man nicht live dabeigewesen ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Start
- Live Intro
- Bomber
- Stay Clean
- Metropolis
- When The Sky Comes Looking For You
- Over The Top
- Guitar Solo
- The Chase Is Better Than The Catch
- Lost Woman Blues
- Rock It
- Orgasmatron
- Doctor Rock Pt 1
- Drum Solo
- Doctor Rock Pt 2
- Just 'Cos You Got The Power
- No Class
- Ace Of Spades
- Whorehouse Blues
- Overkill
- Bass - Lemmy Kilmister
- Gesang - Lemmy Kilmister
- Gitarre - Phil Campbell
- Schlagzeug - Mikkey Dee
- Kiss Of Death (2006) - 12/15 Punkten
- Better Motörhead Than Dead – Live at Hammersmith (2007)
- Motörizer (2008) - 13/15 Punkten
- The Wörld Is Yours (2010) - 10/15 Punkten
- The Wörld Is Ours Vol. 1 - Everywhere Further Than Everyplace Else (2011)
- Aftershock (2013) - 10/15 Punkten
- Aftershock (Tour Edition) (2014)
- Clean Your Clock (2016)
- Under Cöver (2017)
- Ace of Spades (40th Anniversary Box Set) (2020)
- Everything Louder Forever – The Very Best Of MOTÖRHEAD - Doppel-LP (2021)
- Iron Fist – 40th Anniversary Deluxe Edition (2022)
- Bad Magic: Seriously Bad Magic – Doppel-LP (2023)
- We Play Rock'n'Roll – Live At Montreux Jazz Festival 2007 (2023)
- The Löst Tapes (2024)
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