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Deep Purple: inFinite – Limited Edition CD+DVD (Review)

Artist:

Deep Purple

Deep Purple: inFinite – Limited Edition CD+DVD
Album:

inFinite – Limited Edition CD+DVD

Medium: CD/DVD/LP/CD+DVD/LP-Box/Deluxe/Limitiert
Stil:

Old-School-Hardrock

Label: ear Music / EDEL
Spieldauer: CD - 45:32 / DVD - 97:13
Erschienen: 04.04.2017
Website: [Link]

Gibt es über „inFinite“, das aktuelle Album von DEEP PURPLE, nachdem es bereits komplett durch die Decke gegangen ist, alle Rekorde schlägt sowie jede Menge an Aufmerksamkeit und sich größtenteils überschlagende Lobeshymnen erhält, überhaupt noch was zu sagen und zu schreiben?
Ein Album also, das in Deutschland bereits in den ersten beiden Tagen nach Veröffentlichung mehr Exemplare als sein Vorgänger in der gesamten ersten Woche verkaufte und damit ein mehr als überraschendes Ergebnis erreichte, da „NOW What?!“ 2013 ebenfalls an die Spitze der Charts schoss?
Ein Album, bei dem auch weltweit die Zeichen darauf hindeuten, dass „inFinite“ nach 33 Jahren das am höchsten in den Charts platzierte Album seit dem Meilenstein „Perfect Strangers“ aus dem Jahr 1984 sein wird?
Ein Album, das nach nur zwei Tagen in Russland und der Tschechischen Republik mit Gold ausgezeichnet und am Veröffentlichungstag die iTunes-Charts in 6 Ländern toppte sowie in über 20 Ländern innerhalb der Top 5 platzierte?
Ein Album, das sich erstmals in ihrer Heimat Großbritannien seit 33 Jahren in den Top 10 (#6) platzieren konnte?
Kann man zu solch einem Album knapp einen Monat nach seinem Erscheinen noch irgendwas schreiben?

Aber auf jeden Fall doch – so lange es nicht das ewig Gleiche ist, darum versucht diese Kritik größtenteils alle Allgemeinsätze zu umgehen, obwohl sie mit einem – allerdings extra etwas verschachtelten - begonnen werden muss.
„Niemals hätte man den alten Herren von DEEP PURPLE wohl ein solches Album zugetraut, auf dem diese Band noch einmal beweist, dass sie nach solchen Alben wie ‚In Rock‘, ‚Fireball‘ oder ‚Machine Head‘, mit denen sie in den 70er-Jahren den Hardrock-Olymp erklommen, erneut, zwar körperlich etwas gebrechlicher, aber musikalisch noch genauso taufrisch, diesen Olymp noch einmal im Sturm einnehmen.“
Obwohl sich dies nach „NOW What?!“ schon ankündigte – nun ist es tatsächlich erneut so weit.
War „Now What?!“ noch ein „würdevolles Alterswerk“ (Wie es Kollege Schiffmann in seiner Review so schön formulierte!), so ist „inFinite“ auf weiten Strecken tatsächlich ein Meisterwerk für die „Ewigkeit“ geworden, in dem nicht etwa ein paar alte Rock-Opas nochmal die Hardrock-Fuzzis raushängen lassen, sondern an ihren Instrumenten genau das selbe Feuerwerk wie in den frühen Siebzigern entfachen.
Doch dieser Verdienst liegt nicht nur bei DEEP PURPLE, sondern auch dem hyperaktiven Produzenten BOB EZRIN, der bereits ein Album wie „The Wall“ von PINK FLOYD erst zu dem Album werden ließ, das noch heute viele sprachlos werden lässt.
Ezrin erscheint auf „inFinite“ wie der sechste DEEP PURPLE, worüber in beeindruckender Weise auch die DVD mit einer rundum großartigen Dokumentation zur Entstehung des Albums und jeder Menge Hintergründe zur DEEP PURPLE-Geschichte ein bild- und klanggewaltiges Zeugnis ablegt. Erstmals begleiten wir DEEP PURPLE bei der gesamten Entstehungsgeschichte (mit anwählbaren deutschen Untertiteln) von „inFinite“, auf der doch tatsächlich eine andere Musik-Legende als Sprecher/Erzähler agiert: Keyboard-Wizzard und YES-Legende RICK WAKEMAN. Wir erfahren aus den Erzählungen der Musiker, die ein sehr sympathisches Bild von sich und der aktuellen Band (so gesehen DEEP PURPLE MK VIII) vermitteln, wie sie mit dem überraschenden Abgang von RITCHIE BLACKMORE oder dem Tod von JON LORD umgingen, aber auch welche Probleme STEVE MORSE mit seiner Hand, die er ständig bandagieren muss, hat.
Eine wunderschöne Szene ist auch, wie Ezrin während einer Sportveranstaltung eine Schul-Band entdeckt, die in der Pause Hardrock spielt und auch grandios DEEP PURPLE covert. Die Idee, die daraus entsteht, ist... Nein, das wird jetzt nicht verraten, das muss man selbst gesehen und gehört haben!
Also, wer sich für mehr als nur die Musik von DEEP PURPLE interessiert, der kommt an den (unterschiedlichen) Ausgaben mit der wirklich fantastischen Dokumentation nicht vorbei, die noch dazu neben dem Stereo-Ton auch als 5.1-DTS-Surround gehört werden kann. Eine weiterer deutlicher Kaufanreiz, denn da wir auch jede Menge Demoversionen, die im Abbey-Road-Studio live von DEEP PURPLE gespielt und von den Technikern aufgenommen werden zu hören bekommen, erwarten den Fan auch noch für ihn sicher unerlässliche Eindrücke von der Leidenschaft und Perfektion hinter „inFinite“!

Schon bei der Wort-Spielerei mit dem Namen des Albums inFinite – in der zugleich Endlich- und Unendlichkeit steckt sowie der Hinweis, dass „inFinite“ wahrscheinlich das letzte Studio-Album von DEEP PURPLE sein wird/könnte – ist so einige Geheimniskrämerei erkennbar. Auch das „eisige“ Cover und die gesamte „frostige“ Gestaltung des Booklets wirft einige Fragen auf. Öffnet man aber das Digipak, dann gibt es gleich einen versteckten Hinweis darauf zu entdecken, in welche Richtung sich das Album musikalisch bewegt, das auch locker hätte „In Ice“ heißen können. Denn ganz ähnlich dem „In Rock“-Cover, bei dem man die Köpfe der Musiker in Fels geschlagen sieht, sind hier die Köpfe in einen Eisberg geschlagen. Und plötzlich macht dieses im Titel vom „Finite“ abgesetzte „In“ auch gehörig Sinn. Wer noch vor dem ersten Hördurchgang des Albums sich vielleicht ähnliche Gedanken gemacht hat und nun auf ein paar Ähnlichkeiten zu „In Rock“ hofft, der wird von „inFinite“ nicht enttäuscht! Gerade das Energievolle, Explosive, Leidenschaftliche des Stein-Albums entdeckt man tatsächlich auch im Eis-Album wieder!

Da wird von STEVE MORSE, trotz bandagierter Hand, die Gitarre bearbeitet, dass es eine wahre Freude ist, die Orgel dominiert mit schwindelerregenden Einsätzen einige Songs und hat auf „inFinite“ noch deutlicher an Bedeutung gewonnen, womit DON AIREY einen JON LORD glattweg wieder lebendig werden lässt, während der dienstälteste und als einziger alle MK-Varianten durch- oder besser über-lebte Schlagzeuger IAN PAICE, den alle anderen Mitglieder liebevoll Paisi nennen, seine Drumsticks in den wildesten Eskapaden auf die Felle prasseln lässt und dabei nie den Rhythmus aus den Augen und Ohren verliert, ganz genauso wie der souveräne, immer die Ruhe und den richtigen Takt bewahrende Bassist ROGER GLOVER.
Oftmals interagieren die Instrumente miteinander und bieten sich regelrechte Schlachten von links und rechts der Boxen, wie beispielsweise Gitarre und Orgel in „Top Of The World“.
„DEEP PURPLE sind in erster Linie eine Instrumental-Band!“
Das sagt nicht etwa irgendeiner der vier DP-Instrumentalisten, sondern Sänger und Texter IAN GILLAN, der mit seinen 72 Jahren noch hervorragend bei Stimme ist und dessen Texte immer kleine Geschichten erzählen, denen man nur zu gerne folgt, ohne dabei peinlich berührt oder gelangweilt zu sein. Und Gillan hat recht, denn das Feuer, welches hier von Orgel, Gitarre, Bass und Drums entfacht wird, lässt zwar Platz für den Gesang, aber dieser Drive von „inFinite“ würde auch glattweg ohne Sänger funktionieren.
Aber dann wären es ja nicht DEEP PURPLE!
Ein paar Wermutstropfen entdeckt man leider auch auf „inFinite“. Das Ausblenden einiger Titel und die Coverversion des „Roadhouse Blues“ der DOORS, die auch noch das vermeintlich letzte Studio-Album von DEEP PURPLE abschließt, hätten sich BOB EZRIN & DEEP PURPLE – so sehr sie auch den Blues (drauf) haben – im Grunde sparen können. Trotzdem bekommt man mit „inFinite“ eine gnadenlos gute Rundum-Hardrock-Packung auf dem aktuellen, nach solcher Leistung hoffentlich nicht tatsächlich letzten, Studio-Album einer Legende geboten, die mit dieser Scheibe sich nicht vom Siebziger-Jahre-Sockel stürzen, sondern ihr Denkmal zusätzlich nach dem Berg-Gestein in eiskaltes Granit meißeln.

FAZIT: Wer bitte hätte DEEP PURPLE noch solch ein Album zugetraut? „inFinite“ klingt so „frisch“ wie „DEEP PURPLE – In Rock“, nur dass hier keine mittzwanziger Jungspunde sondern echte Hardrock-Urgesteine, die allesamt die Sechzig überschritten haben, den Beweis erbringen, dass Musik nicht nur jung hält, sondern in allen Altersstufen noch unglaublich rocken kann! Legenden-Status in Ehre gewahrt!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7752x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • CD:
  • Time For Bedlam
  • Hip Boots
  • All I Got Is You
  • One Night In Vegas
  • Get Me Outta Here
  • The Surprising
  • Johnny‘s Band
  • On Top Of The World
  • Birds Of Prey
  • Roadhouse Blues
  • DVD:
  • From Here To Infinite (Dokumentation zur Entstehung des Albums)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Dr. O [musikreviews.de]
gepostet am: 02.05.2017

User-Wertung:
13 Punkte

Absolut großartige Scheibe, wer hätte das noch erwartet?
Thoralf [musikreviews.de]
gepostet am: 02.05.2017

Ich war genauso sprachlos wie du, aber zum Glück flossen die geschriebenen Worte nur so aus mir raus.
Übrigens habe ich mir zuerst die Doku der DVD angeschaut und dann das Album gehört. Das war eine kluge Entscheidung, denn die Band ist außerdem dermaßen bodenständig geblieben, dass so eine wahre Vorfreude auf das Album geweckt wird. Und was dieser Ezrin aus den Jungs rauskitzelt ist schier unglaublich!
Peter Meyer
gepostet am: 09.09.2017

User-Wertung:
1 Punkte

Das ich dies noch einmal nach "in Rock" erleben durfte haut mich mit meinen 60 Jahren glatt um. Nach dem hören der CD bin ich hier in Köln auf dem Conzert gewesen. Wäre ich nicht schon vorher ewiger Anhänger der Band gewesen wäre ich es dort geworden. Alle Achtung!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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