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Klaus Schulze: Eternal – The 70th Birthday Edition (Review)

Artist:

Klaus Schulze

Klaus Schulze: Eternal – The 70th Birthday Edition
Album:

Eternal – The 70th Birthday Edition

Medium: Do-CD
Stil:

Elektronische Musik

Label: MIG Music GmbH
Spieldauer: 150:54
Erschienen: 25.08.2017
Website: [Link]

KLAUS SCHULZE und kein Ende, auch nicht zu seinem 70. Geburtstag – oder gerade darum!
Erst überraschte MIG mit einer ungewöhnlich hervorragend remasterten Neuauflage des legendären 1977er „Mirage“-Albums als „40th Anniversary Edition“ und nun die nächste faustdicke Überraschung. Ein Geburtstagsalbum zum 70ten, das auf der ersten CD drei bisher noch nie veröffentlichte Aufnahmen und auf der zweiten CD drei sehr rare, bisher extrem streng limitierte Aufnahmen enthält. Und wenn wir schon bei „Mirage“ waren, dann fällt natürlich sofort das Geburtstags-Cover auf. Eine abgewandelte „Mirage“-Version, die schon darauf verweist, in welche Richtung sich Schulzes Geburtstagsalbum – oder speziell die erste CD – bewegt.

„Schulzes Musik ist eine ewig währende Reise – und niemand kennt die Weggabelungen und das Ende. Kann es etwas Spannenderes geben?“, so heißt es in der Laudatio von Eckie Stieg zu Schulzes Geburtstag, die, neben vielen Bildern der gesamten Schulze-Ära, im 20seitigen Booklet dieses umfangreichen Digipaks enthalten ist.
Eine Feststellung und eine rhetorische Frage, die sehr treffend das Schaffen des Elektronik-Pioniers umreißen und auf welche mit „Eternal“ eine weitere musikalische Bestätigung hinzufügt wird, die ähnlich, wie es die Bilder im Booklet vermitteln, seine elektronische Musik-Ära umreißen und anfangs mit dem fast 50minutigen „Rhodes Romance“, von denen die ersten 39 Minuten aus „The Rhodes Violin“ vom „Shadowlands“-Album stammen, deutliche Erinnerungen an seine getragen-atmosphärische Frühzeit wecken und zum Ende hin seine rhythmisch-experimentelleren Neuzeit illuster zum klingen bringt, mit verfremdetem und sakralem Gesang und sogar (synthetischen) Trompeten angereichert.

Beim Hören der ersten CD wirft sich natürlich sofort die Frage auf, warum gerade diese Aufnahmen, welche um die Jahre 2006/2007 herum entstanden und besagte Parallelen zum „Mirage“-Cover herstellen, uns so lange vorenthalten wurden.
Hat KLAUS SCHULZE auf solch eine Geburtstagsausgabe spekuliert oder liegt es daran, dass sich fast vierzig Minuten von einem bereits vorhandenen Album „geborgt“ wurden?
Egal, wie darauf die Antwort auch lauten mag - „Rhodes Romance“ klingt wie der zu elektronischer Musik gewordene Rückblick auf den „frühen“ Schulze, während sich das sehr rhythmische „Minority Report“ stärker in Richtung 80er-Schulze-Jahre von „Dune“ bis „Dig It“ bewegt und das zugleich ungewöhnlichste Stück „Mongolia“ mit seinen sakralen Gesängen voller männlicher und weiblicher Chöre, etwas floydianisches Pigs-Feeling in den ersten Sekunden und den schwebenden Weltmusik-Electronics unweigerlich an ENIGMA denken lässt. Gerade dieser Außergewöhnlichkeit wegen ist „Mongolia“ DIE erste große Überraschung der Geburtstagsausgabe.

Die zweite CD ist natürlich ebenfalls eine ganz spezielle Geburtstagsüberraschung, denn hier bekommen wir mit „Schrittmacher“, ein nur auf dem gleichnamigen Sampler erschienenes, knapp viertelstündiges Stück sowie mit „Ion/Andromeda – The Ion Perspective“ und „Andromeda – The Grand Trance“ die bisher auf eine Mini-Auflage von 300 Stück limitierte Ausgabe seines Promo-Albums für den Keyboard-Hersteller Alesis zu hören, das er speziell mit den Alesis-Keyboards aus Anlass der Frankfurter Musikmesse im April 2004 einspielte und von dem es bisher nur einen Remix unter dem Titel „Constellation Andromeda“ gab, der als Bonus auf der Neuauflage des 1986er-Albums „Dreams“ landete.
Schwer beeindruckend ist hierbei wieder das ungewöhnlich moderne Schulze-Electronics-Feeling mit verfremdetem, sehr rhythmischem Gesang und einer unglaublich echt klingenden Trompete, die wohl aus den Keyboards kommt. Offensichtlich sollte KLAUS SCHULZE mit der ersten Aufnahme beweisen, zu was für einem Klang-Kosmos man sich mit den Alesis-Keyboards auf die Reise begeben kann. Ein voll geglücktes, wenn auch Schulze-untypisches Unterfangen.
Das zweite über 40 Minuten lange Stück sollte dagegen wieder den offensichtlichen KLAUS SCHULZE präsentieren, der mit den speziellen Keyboards sein gewöhntes Oeuvre an uns vorbeiziehen lässt und sich hier besonders auf die legendäre „X“-Phase bezieht, die von den meisten seiner Fans ja ganz besonders heiß geliebt wird. In den gut 40 Minuten entwickelt sich „Andromeda – The Grand Trance“ erst zu einem bombastisch klingenden Elektronik-Titel, der sich dann nach ca. 25 Minuten immer stärker in Trance-Gefilde verabschiedet, um am Ende urplötzlich Richtung TANGERINE DREAM (samt elektronischem Schlagzeug-Solo) abzudriften.
Die 300 Promo-CDs wurden übrigens unter den Messe-Besuchern kostenlos verteilt und besitzen im Original heute einen immensen Mehrwert, weil sie alle auch von Schulze unterschrieben worden waren.

Und wenn ein Elektronik-Pionier wie Schulze schon seinen 70. Geburtstag feiert, dann soll er natürlich auch am Ende dieser Review selber zu Wort kommen, das im ansprechend gestalteten Booklet der MIG-Ausgabe nachzulesen ist.
Darauf angesprochen, dass seine Musik häufig mit wirklich gutem Sex samt langem, erregendem Vor- und einem entspannten Nachspiel in Verbindung gebracht wird, deren Wirkung besser als jedes Viagra ist, kommentierte er recht trocken: „Heute ist doch eher die schnelle Mark am Hauptbahnhof gefragt, anstatt Sensibilität und Langfristigkeit. Entweder glauben die Leute, dass sie diese Zeit nicht mehr haben – oder sie nehmen sie sich nicht mehr. Heute will man schnell zum Punkt kommen. Egal, ob das beim Sex, beim Geschäft oder bei Musikproduktionen ist. Das ist halt unsere Zeit. Wenn du das Wesen der Musik – oder von Kunst generell – entdecken willst, musst du tiefer forschen und dich darauf einlassen.“
Auf „Eternal“ sollte man sich jedenfalls wirklich ausgiebig einlassen – und wenn dann dabei auch noch guter Sex herauskommt, dann dürfen wir uns mehr als glücklich schätzen, dass wir noch nicht zu der „Schnelle-Mark-am-Hauptbahnhof“-Generation gehören!

FAZIT: Am 4. August hatte KLAUS SCHULZE seinen 70. Geburtstag und beschenkt sich aus diesem Anlass mit „Eternal - The 70th Birthday Edition“ erst einmal selbst, indem er darauf eine CD mit einem gänzlich neuen – allerdings bereits zwischen 2006 und 2007 entstandenen - Album und eine zweite CD mit drei ultrararen Sampler- bzw. Promo-Aufnahmen veröffentlicht. Im Grunde aber ist es nicht das größte Geschenk, welches sich Schulze selber, sondern das er allen Freunden seiner Musik macht, für die wohl gerade solche Jubiläumsausgabe bald ein unverzichtbarer Teil ihrer Sammlung sein wird.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6708x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 „A Complete Previouly Unreleased Album“ (79:53):
  • Rhodes Romance
  • Minority Report
  • Mongolia
  • CD 2 „Rare Tracks, once released in a very limited number at Music fairs or as bonustracks“ (71:01):
  • Schrittmacher
  • Ion/Andromeda – The Ion Perspective
  • Andromeda – The Grand Trance

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